Chocolate and Love - nachhaltige Mainstream-Ursprungs-Schokoladen

Das britische Schokoladenunternehmen "Chocolate and Love", das im Jahr 2010 von Richard O'Connor und Birgitte Hovmand, einem schottisch-dänischen Ehepaar, gegründet wurde, ist zwar schwerpunktmäßig auf den Mainstream-Markt ausgerichtet, achtet aber erfreulicherweise in jeder Hinsicht auf bestmögliche Nachhaltigkeit, Transparenz, Fairness sowie Produktqualität bei all seinen Schokoladensorten - unter anderem beim Bio-Kakaoanbau, einer direkten Beziehung und gerechten Entlohnung der Bauern-Kooperativen, einer umweltfreundlichen Verpackung sowie der freiwilligen Teilnahme an einem Aufforstungs-Projekt von "Weforest" in Äthiopien.

Das Besondere an der Firma "Chocolate and Love" ist die Tatsache, dass es sich bei dem Gründer-Paar um Quereinsteiger handelt, die in ihren vorherigen Berufen rein gar nichts mit Schokolade zu tun hatten. Der aus Schottland stammende Richard O'Connor war davor in der Immobilienbranche tätig und seine Partnerin Birgitte Hovmand war Anwältin. Nachdem das Ehepaar sich während der Schwangerschaft von Birgitte dazu entschieden hatte, einen kompromisslos gesunden Lebensstil zu führen inklusive der Einbeziehung ökologischer Lebensmittel in ihrer Ernährung, kamen sie auf die Idee, ein vollständig nachhaltiges Unternehmen mit ethischen und biologischen Prinzipien aufzubauen. Das Genussmittel "Schokolade" eignete sich aus Ihrer Sicht hierzu am besten. Denn der Konsum von Schokolade steigt weltweit stetig an.

Alle Rohstoffe wie die Kakaobohnen und der Rohrzucker stammen aus zertifiziert biologischem Anbau. Die standardisierte Fairtrade-Zertifizierung ist auch vorhanden. Unabhängig von den ethisch-sozialen Kontroversen (betrifft z. B. Massenbilanzierung) und Glaubwürdigkeits-Problemen rund um das offizielle Fairtrade-Zertifikat ist zumindest ein derartiges Logo, das mehr oder weniger Transparenz bietet, je nach zusätzlicher Eigenbemühungen der Unternehmen, immerhin besser als nichts.

Für die Schokoladen werden vor allem Kakaobohnen von Bio-Kooperativen aus Peru, der Dominikanische Republik und Madagaskar verwendet. Neben zwei puren Dunkelschokoladen mit 71 % und 80 % befinden sich im Sortiment auch veredelte Bitterschokoladen mit zusätzlichen Zutaten wie Granatapfelstückchen, Orangenöl, Kaffee, Pfefferminze, Meersalz, Karamell oder eine dunkle 55-prozentige Milchschokolade mit Kakaonibs. Da die Firmengründer von "Chocolate and Love" keine eigene Produktionsstätte besitzen, werden alle Schokoladentafeln in einer Fabrik in der Schweiz - Bean-to-Bar - hergestellt. Anhand der Optik der Tafeln, des charakteristischen Schmelzverhaltens und der Verwendung von gemahlenen Vanilleschoten in den Rezepturen vermute ich, dass die Schokoladen entweder vom Schweizer Private-Label-Spezialisten "Chocolat Halba" oder von "Stella Bernrain" produziert werden.

In geschmacklicher Hinsicht sind die Schokoladen, die ich bisher probiert habe, zwar aromatisch gesehen nichts Außergewöhnliches, aber immerhin von solider Qualität. Durch ihre auffällige Kakao-Mildheit und die spürbaren Vanille-Noten sind sie meiner Meinung nach eher auf eine größere Kundschaft ausgerichtet, die auf eine ökologische und gesundheitsbewusste Lebensweise achtet und diese gleichzeitig mit qualitativ hochwertigem Genuss verbinden möchte. Daher sind die Schokoladen bei etwa 4, 50 Euro pro 80-Gramm Tafel (bis 2017 waren die Tafeln noch 100 Gramm schwer und kosteten ca. 3 Euro) preislich bereits in der gehobenen Preisklasse anzutreffen, aber immer noch günstiger als die meisten Weltklasse-Bean-to-Bar Hersteller wie z. B. Krak Chocolade", "Soma", "Morin", "Bonnat", "Georgia Ramon" usw.

Die Schokoladen von "Chocolate and Love" sind grundsätzlich sehr mild und delikat, auch haben sie keine Fehlaromen, sodass an ihnen organoleptisch und technisch nichts auszusetzen ist, wobei man in der gleichen Preisklasse bereits deutlich hochwertigere Ursprungs-Schokoladen bekommen kann. Hierzu gehören insbesondere die Produkte von der "Schokoladenmanufaktur Zotter" und "Original Beans", die ein bemerkenswertes Preis-Leistungs-Verhältnis haben, weil sie über deutlich interessantere und vielschichtigere Aromenspektren verfügen. Nichtsdestotrotz scheinen insbesondere die mit den unterschiedlichen, teilweise exotischen Zutaten-Zusätzen versehenen Dunkelschokoladen international ziemlich beliebt und bekannt zu sein. Auch wurden in den letzten Jahren regelmäßig fast alle Produkte im Rahmen der "Great Taste Awards", einem weltweit renommierten Feinschmecker-Wettbewerber in England, von britischen Gourmet-Experten mit Preisen gewürdigt.

Die Schokoladen von "Chocolate and Love" sind z. B. in Filialen der Confiserie Hussel, in ausgesuchten Schokoladen-Fachgeschäften und möglicherweise, wenn man Glück hat, auch in breitgefächerten Bio-Supermärkten erhältlich. Wenn man sie online kaufen möchte, gibt es sie meines Wissens beispielsweise bei "1001 Sense" in der Münchener Innenstadt. Da die Schokoladen kein außergewöhnliches Gaumenerlebnis für Kakao-Kenner bieten, sind sie meiner Meinung nach auch wegen der schönen Verpackung vielmehr als Geschenk oder für Kakao-Einsteiger geeignet.

 

Schokoladentests: Ursprungs-Schokoladen von "Chocolate and Love"

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

Chocolate and Love - Blend (Peru & Dominikanische Republik) 71%

 

MHD: 03/07/2020

Charge: L81227 0719

Kakaoherkunft: Kakaobauern-Kooperativen "Acopagro", "El Quinacho", "Cacvra" und "Oro Verde" in Peru, Kooperative "Fundopo" in der Dominikanischen Republik

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: dezente Fruchtnoten (rote Marmelade, Rosinen, Trockenfrüchte), prägnante Vanille-Note, nussig-röstige Akzente 14/18

B) Geschmacksaromen: zuerst sahnige Schokopudding-Akzente mit grasigen und vanilligen Anklängen, Hauptteil geprägt von rahmigen und kakaoebtonten Schokopudding-Charakter mit Vanille-Akzent und leicht grasigen Noten, dezente Fruchtnoten (Marmeladen-Anklänge, Trockenfrüchte), Abgang kakaoig mit Vanille, Nachgeschmack kakaobetont und dezent kaffeig 42/48

C) sehr gut 3/3

D) einwandfreie Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutter, Vollrohrzucker, Vanilleschoten: sehr gut 18/18

F) sehr gut: Biologischer Kakao-Anbau, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern-Kooperativen, Baum-Aufforstungsprojekt in Äthiopien, nachhaltig-ethische Prinzipien im Vordergrund, technisch moderne Bean-to-Bar Herstellung in Schweizer Schokoladenfabrik, umweltfreundliche Verpackung 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 90/100

 

Fazit: Der 71-prozentige Schokoladen-Blend (Peru/Dominikanische Republik) von "Chocolate and Love" punktet besonders mit seinem sehr milden Kakao-Geschmack. Gerade dadurch ist er vor allem für Einsteiger, die an kakaointensivere Schokoladen nicht gewohnt sind, exzellent geeignet. In aromatischer Hinsicht ist sie ziemlich gebändigt. Deshalb ist hier keine ausschweifende Aromen-Komplexität vorhanden. Der eher von Vanille getragene Geschmack ist aber grundsätzlich auch für mich recht positiv herausgearbeitet: Geschmacklich erinnert sie am ehesten an einen rahmigen Schokopudding mit leichten grasig-holzigen Anklängen, der von dezenten Fruchtnoten (rote Marmelade, Trockenfrüchte) unterstützt wird. Glücklicherweise entfaltet sich das reine Vanille-Aroma der hinzugefügten Vanilleschoten nicht allzu stark, sodass die hierin mehr oder weniger verfügbaren Kakao-Aromen einigermaßen identifizierbar sind. Zudem habe ich den Eindruck, dass gerade das Vorhandensein der natürlichen Vanille den angenehmen Pudding-Charakter intensiviert.

 

Chocolate and Love - Panama 80%

 

MHD: 18/12/2019

Charge: L71151 1714

Kakaoherkunft: Kakaobauern-Kooperative "Cocabo" in Panama

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: kräftig schokoladig mit prägnanter Vanille-Note und Pfannkuchen-Anklängen, leichte Frucht-Anklänge (Zitrus) 14/18

B) Geschmacksaromen: zuerst sahnige und pure kakaoige Akzente, Hauptteil geprägt von intensivem Sahne-Schokopudding-Charakter mit prägnanten Noten von Nougatcreme-Waffeln, leichte grasige Akzente und leichte Zitrusfrucht-Anklänge, Abgang kakoig-rahmig und wafflig 43/48

C) sehr gut 3/3

D) einwandfreie Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutter, Vanilleschoten: sehr gut 18/18

F) sehr gut: Biologischer Kakao-Anbau, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern-Kooperativen, Baum-Aufforstungsprojekt in Äthiopien, nachhaltig-ethische Prinzipien im Vordergrund, technisch moderne Bean-to-Bar Herstellung in Schweizer Schokoladenfabrik, umweltfreundliche Verpackung 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 91/100

 

Fazit: Auch bei der 80-prozentigen puren Panama-Schokolade ist der größte Pluspunkt ihr faszinierend milder Kakao-Geschmack, der keine nennenswerte Bitterkeit aufweist. Somit ist auch diese Schokolade meiner Meinung nach problemlos für Menschen geeignet, die sich bisher nicht getraut haben, derart kakaohaltige Schokoladen wegen befürchteter Bitter-Akzente zu probieren. Obwohl sie auch keine außergewöhnlichen oder intensiven Aromen, die in die Tiefe gehen, zu bieten hat, schmeckt sie durchaus interessant und auch für mich nicht langweilig. Geschmacklich erinnert auch dieses Produkt schwerpunktmäßig an einen sahnigen, kakaobetonten Schokopudding. Der Pudding-Charakter kommt hier sogar prägnanter und gleichzeitig gelungener zum Tragen als bei der süßeren Variante von "Chocolate and Love". Unterstützende Nebenaromen, die dezent zum Vorschein kommen, zeigen sich hier in Form von Nuss-Nougat und Waffeln. Im Vergleich zur 71%-Blend-Schokolade verfügt diese dunklere Variante eine deutlich schwächere Fruchtigkeit, die sich höchstens nur ganz leicht zitrusartig andeutet. Äußerst interessant ist meines Erachtens ihr Duft, bei dem der spezifische Panama-Kakao, der eher weniger fruchtig ist, wahrscheinlich durch die hinzugefügte Vanille einen dezenten Pfannkuchen-Geruch verleiht bekommt. Definitiv die bestschmeckendste Ursprungs-Schokolade von "Chocolate and Love"!

 

Chocolate and Love - Madagaskar (mit Granatapfel-Gelee) 70%

 

MHD: 30/01/2020

Charge: L81131 1254

Kakaoherkunft: Kakaobauern-Kooperative "CPCS" in Madagaskar

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: prägnante Fruchtgelee-Akzente 11/18

B) Geschmacksaromen: zuerst leicht nussiger Eindruck mit sofort fruchtigen Gelee-Noten, Hauptteil leicht nussig-karamellig mit deutlich schmeckbaren Gelee-Fruchtstückchen, Gelee-artige Fruchtakzente im Vordergrund von Anfang bis Ende, Fruchtgummi-Nachgeschmack 39/48

C) sehr gut 3/3

D) einwandfreie Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutter, Granatapfelzubereitung 9%, Vanilleschoten: sehr gut 18/18

F) sehr gut: Biologischer Kakao-Anbau, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern-Kooperativen, Baum-Aufforstungsprojekt in Äthiopien, nachhaltig-ethische Prinzipien im Vordergrund, technisch moderne Bean-to-Bar Herstellung in Schweizer Schokoladenfabrik, umweltfreundliche Verpackung 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 84/100

 

Fazit: Da es sich hier um eine dunkle Madagaskar-Schokolade mit 70 Prozent Kakaogehalt handelt und ich die charakteristischen Fruchtaromen des Madagaskar-Kakaos sehr schätze, habe ich mir im Vorfeld ein geschmacklich und aromatisch ganz anderes Produkt erhofft, als das, was ich letztendlich vorgefunden habe. Grundsätzlich ist es natürlich keine ungenießbare Schokolade, aber ich wurde maßgeblich enttäuscht. Man schmeckt eigentlich überhaupt keine nennenswerten Aromen, die mehr oder weniger die fruchtspezifischen Merkmale des Madagaskar-Kakaos erkennen lassen würden. Wirklich schade! Die gummiartigen Granatapfel-Gelee-Stückchen, die in der Schokolade zusätzlich enthalten sind, stehen meines Erachtens viel zu stark im Vordergrund, und dominieren deshalb durchweg von Beginn an den Hauptgeschmack. Was den leicht nussig wirkenden Kakao per se anbelangt, zeigt er sich deutlich eintöniger und langweiliger als bei den beiden anderen Ursprungs-Schokoladen von "Chocolate and Love". Als Kakao-Aroma-Studie ist sie nicht gedacht, wohl am ehesten als eine dunkle Fruchtgummi-Schokolade zum unüberlegten Naschen. Wer also den typischen fruchtbetonten Madagaskar-Kakao, der Aromen von Beeren und Zitrusfrüchten hat, kennenlernen möchte, der sollte auf andere Hersteller zurückgreifen. Empfehlenswert sind z. B. die aromatisch gelungenen Madagaskar-Schokoladen von "Chocolaterie Robert", "Zotter", "Kiki's Pralinenwelt" oder "White Label Chocolate" etc.

Warum gerade diese Granatapfel-Gelee versehene Madagaskar-Schokolade beim "Great Taste Award 2018" sogar mit einem Zwei-Sterne-Prädikat von der Jury ausgezeichnet wurde, ist mir ein Rätsel.

 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladen-Blogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann.

Die Schokoladen von "Chocolate and Love" sind z. B. in Filialen der Confiserie Hussel, in ausgesuchten Schokoladen-Fachgeschäften und möglicherweise auch in breitgefächerten Bio-Supermärkten erhältlich. Wenn man sie online kaufen möchte, gibt es sie meines Wissens beispielsweise bei "1001 Sense" in der Münchener Innenstadt.