White Label Chocolate - Bean-to-Bar Schokoladen aus Kalifornien

Die Bean-to-Bar Bewegung in der Herstellung hochwertiger Ursprungs-Schokoladen aus qualitativen und nachhaltig angebauten Kakaobohnen ist, wie ich schon öfter in der Vergangenheit berichtet habe, weltweit in den USA am weitesten entwickelt. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind auf diesem Gebiet sowohl qualitativ als auch quantitativ unbestritten die Nummer 1. Diese nachhaltige Art von Schokoladenproduktion ist dort sehr populär, sodass ständig neue Unternehmen entstehen. Mittlerweile gibt es weit über 200 Bean-to-Bar Schokoladenhersteller in Nordamerika.

Auch die kalifornische Schokoladenmanufaktur "White Label Chocolate", die sich in der Stadt Santa Cruz befindet - etwa 120 Kilometer weiter südlich von San Francisco gelegen - ist ein Vertreter des transparenten Produktionsprinzips. Die kleine Schokoladenfirma, die von Stephen Beaumier, einem ehemaligen Küchenchef, zusammen mit seiner Partnerin Katy Ourlser gegründet wurde, existiert seit etwa drei Jahren. Die Produktqualität der puren Schokoladenerzeugnisse ist zumindest jetzt geschmacklich und optisch auf einem international überdurchschnittlichen Niveau. Vor kurzem habe ich nämlich vier unterschiedliche, puristisch gemachte Single-Origin-Schokoladen dieses kleinen US-Herstellers getestet und bin von den ausdrucksstarken, aber gleichzeitig delikat und lieblich ausgearbeiteten Frucht- und melassig wirkenden Karamell-Aromen sowie von der hohen Qualitäts-Konstanz, die ich dabei festgestellt habe, sehr positiv überrascht worden.

Erfreulich ist daher, dass man die Schokoladen von "White Label Chocolate" bereits in Deutschland kaufen kann. Aktuell sind sie nur im Onlineshop von "Feine Schokolade Dressler" erhältlich.

 

Schokoladentests: Ursprungs-Schokoladen von "White Label Chocolate"

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

White Label Chocolate - Bolivien/Wildkakao 72%

 

Jahresernte 2017

 

MHD: 01/2020

Charge: WB72101718101918

Kakaoherkunft: Bolivien, Beni-Region, Palos Blancos

Kakaovarietät: Wildkakao, v. a. als Nativo

 

A) Duftaromen: intensive Fruchtnoten (Zitrusfrüchte, beerige Trockenfrüchte), dezente nussige, kaffeige und grasig-vegetabile Akzente 15/18

B) Geschmacksaromen: zuerst intensiv karamellige und malzige Noten mit lieblichen Melassen-Akzent und Orangen-/Zitrus-Anklängen, Hauptteil geprägt von prägnantem Karamell- und Nougat-Charakter mit Noten von Malz, Melasse, Zitronen und leichter Nussigkeit sowie Minzfrische, ausdrucksstarke Fruchtnoten (marmeladige Zitrusfrüchte, Beeren), Abgang fruchtig-marmeladig und nussig, Nachgeschmack leicht orangig, melassig und holzig-nussig 44/48

C) sehr gut 3/3

D) optimale Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltige, qualitätsbewusste und transparente Schokoladenherstellung, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern; nachhaltiger, weltweit wenig verfügbarer Wildkakao 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 93/100

 

Fazit: Obwohl alle vier von mir getesteten Ursprungs-Schokoladen von "White Label Chocolate" meines Erachtens in aromatischer und qualitativer Hinsicht fast auf Augenhöhe sind, weil sie über besonders liebliche Fruchtaromen und interessante Melassen-Akzente verfügen, hat sich für mich persönlich die Sorte mit bolivianischem Wildkakao als mein persönlicher Favorit mit geringem Vorsprung herauskristallisiert. Ihr Aromenprofil ist von einem ausdrucksstarken melassig wirkenden Karamell-Charakter mit Noten von Malz, gerösteten Nüssen und intensiven Zitrus- und Beeren-Akzenten geprägt. Besonders faszinierend empfand ich hier die erstaunlich harmonisch gelungene und gleichzeitig intensiv herausgearbeitete Aromen-Komposition aus Karamell, Nüssen und Zitrusfrüchten, die in dieser Form geschmacklich einzigartig ist und man deshalb meiner Meinung nach probiert haben sollte. Ein Must-Try für alle leidenschaftlichen Schokoladen-Feinschmecker! Sehr lobenswert sind bei dieser Sorte umso mehr ihre exzellenten Schmelzeigenschaften (auch die anderen Single-Origin-Sorten dieses Herstellers sind beim Schmelzverhalten gleichrangig), die ohne zusätzliche Kakaobutter erreicht werden konnten.

 

White Label Chocolate - Honduras/La Masica 74%

 

Jahresernte 2015

 

MHD: 12/2019

Charge: LH74102118102518

Kakaoherkunft: Honduras, La Masica, Nonprofit Agroforst-Projekt FHIA (wissenschaftlich geführte Kakao-Farm mit Gendatenbank)

Kakaovarietät: gemischte Hybrid-Varietäten

 

A) Duftaromen: Noten von gerösteten Nüssen mit Anklängen von Melasse und Holz, marmeladige Fruchtnoten (rote Früchte: Kirschen, Beeren; Zitrusfrüchte) 15/18

B) Geschmacksaromen: zu Beginn lieblich-nussig mit Noten gerösteter Nüsse mitsamt Karamell- und Zitrus-Akzenten, Hauptteil intensiv fruchtig (Zitrusfrüchte, Sauerkirschen, Grapefruit) mit holzigen, melassigen und karamelligen Akzenten, prägnantes Sauerkirsch-Aroma im Vordergrund, dezente Akzente von Cashewnüssen, Abgang kirschig-zitronig und holzig-melassig, Nachgeschmack holz- und fruchtbetont mit Cashewnuss-Anklängen 44/48

C) sehr gut 3/3

D) optimale Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltige, qualitätsbewusste und transparente Schokoladenherstellung, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern, seltener und nachhaltig angebauter Edelkakao 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 93/100

 

Fazit: Auch das Aromenspektrum der Honduras/La Masica-Schokolade ist äußerst interessant, komplex und schön fruchtig. Ihre intensive Fruchtigkeit, die trotz stolzen 74 Prozent Kakaoanteil gleichzeitig eine extrem liebliche Seite hat, zeigt sich schwerpunktmäßig in Form von karamelisierten Sauerkirschen, die von gut ausbalancierten Noten von Zitrusfrüchten und Grapefruit begleitet werden. Unterstützende Nebenaromen sind hier ebenso holzige, melassige und karamellige Akzente sowie eine feine Komponente von Cashewnuss-Anklängen. Eine grandiose fruchtbetonte Dunkelschokolade mit schmackhaften Melassen- und Nuss-Akzenten!

 

White Label Chocolate - Madagaskar/Bejofo-Plantage 68%

 

MHD: 01/2020

Charge: SM6821192219

Kakaoherkunft: Madagaskar, Sambirano-Tal, Akesson-Plantage "Bejofo"

Kakaovarietät: ortstypische Varietäten (v. a. Trinitario und Criollo)

 

A) Duftaromen: leichte grasige und intensive zitronig-beerige Marmeladen-Noten (Beeren-Mix), Akzente gerösteter Nüsse 15/18

B) Geschmacksaromen: zuerst prägnante nussig-nougatige Noten mit karamelligen Begleitnoten, Hauptteil mit intensivem Nuss-Nougat-Charakter inkl. Noten von Rahmkaramell und lieblichen Fruchtaromen (rote Beeren, v. a. Erdbeer(marmelade), Brombeeren), leichte Holz. und Zitronengras-Anklänge, Abgang beerig-marmeladig und leicht holzig, zitronige Akzente im Nachgeschmack 44/48

C) sehr gut 3/3

D) optimale Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltige, qualitätsbewusste und transparente Schokoladenherstellung, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern, nachhaltig angebauter Bio-Edelkakao 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 93/100

 

Fazit: Die sehr süße, aber aromatisch vielschichtige Madagaskar-Schokolade spiegelt ein charakteristisches Aromenprofil wider, das man von Akesson's Bejofo-Plantage im Sambirano-Tal seit langem gewohnt ist. Mit ihrem ausdrucksstarken Nuss-Nougat-Charakter, der von Noten von Rahmkaramell und marmeladig wirkenden Erdbeer- und Brombeer-Akzenten unterstützt wird, ist sie insgesamt sehr mild im Grundgeschmack. Leichte Anklänge von Zitrusfrüchten, Zitronengras und Holz, die im Hintergrund eine eher untergeordnete Rolle spielen, sorgen dafür, dass die Schokolade von Anfang bis Ende nie langweilig wird. Eine gut gemachte Madagaskar-Schokolade, die ich allen Fans von Madagaskar-Kakao mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann. 

 

White Label Chocolate - Tanzania/Kilombero 68%

 

MHD: 11/2019

Charge: KT68102818102918

Kakaoherkunft: Tanzania, Kilombero-Tal, Kleinbauern-Kooperative "Kokoa Kamili"

Kakaovarietät: ortstypische Varietäten (v. a. Trinitario (Kreuzungen aus Amelonado und Nacional)

 

A) Duftaromen: intensive Fruchtmarmeladen-Noten (rote Früchte, Beeren), nussige und kaffeige Akzente 15/18

B) Geschmacksaromen: zuerst lieblich-malzige und nussig-nougatige Noten mit leichten Marmeladen-Begleitton, Hauptteil malzig-karamellig und nussig-nougatig sowie intensiven Fruchtnoten (Marmelade, rote Früchte, Beeren, Zitronen), zitronige, melassige und kaffeige Anklänge, Abgang marmeladig-fruchtig und nussig-melassig, Nachgeschmack zitronig und leicht bitter-tanninig 44/48

C) sehr gut 3/3

D) optimale Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltige, qualitätsbewusste und transparente Schokoladenherstellung, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern, seltener und nachhaltig angebauter Bio-Edelkakao 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 93/100

 

Fazit: Es ist nicht verwunderlich, dass die Tanzania-Schokolade, die mit den berühmten Kakaobohnen der Bauern-Kooperative "Kokoa Kamili" gemacht wurde, auch mir sehr gefallen hat. Ihr Aromenprofil ist von einer intensiven Marmeladen-Fruchtigkeit mit Noten von Beeren und Zitrusfrüchten sowie deutlichen Akzenten von Malz, Karamell und Nougat geprägt. Insgesamt handelt es sich um eine fruchtbetonte und milde Ursprungs-Schokolade, die durch ihren etwas höheren Süßegrad sicherlich auch gut für Einsteiger geeignet ist.

 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladen-Blogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann.

Aktuell kann man die Ursprungs-Schokoladen von "White Label Chocolate" in Deutschland nur bei "Feine Schokolade Dressler" kaufen.