Darcis Chocolatier - Bean-to-Bar aus Belgien

Ein Geheimtipp in Bezug auf Bean-to-Bar hergestellte Ursprungs-Schokoladen ist das noch relativ unbekannte belgische Schokoladenunternehmen "Darcis" in Verviers, einer Stadt im Osten Belgiens, nicht weit von Aachen entfernt. Gerade was hochqualitative Edelschokoladen aus Belgien anbelangt, die von der rohen Bohne weg hergestellt werden, waren bislang vor allem eher Namen wie "Pierre Marcolini" oder "Benoit Nihant" auf internationaler Ebene deutlich bekannter.

Paradoxerweise gehört Belgien in Europa nach wie vor zu den Entwicklungsländern auf dem Gebiet des auf seltenen Edelkakao spezialisierten Bean-to-Bar Herstellungsprinzips. In dieser Hinsicht ist Belgien mit verhältnismäßig wenigen Vetretern im Vergleich zu Ländern wie Frankreich, Italien, Großbritannien, Deutschland oder den osteuropäischen und skandinavischen Ländern schwach entwickelt. Auch hat die lange hinterherhinkende Schweiz, die historisch gesehen logischerweise die Nummer 1 sein sollte, inzwischen einigermaßen aufgeholt. Belgiens unterentwickelte Stellung ist insofern unerklärlich und etwas seltsam, wo doch das Land generell als internationale Schokoladen-Hochburg konnotiert wird - vor allem aufgrund der großen Pralinen-Tradition, aber auch leider wegen des in Vergangenheit für negative Schlagzeilen sorgenden Kakao-Konzerns "Barry Callebaut", eines der größten Schokoladenhersteller der Welt. Was die Verwendung bestmöglicher Kakaobohnen und Zutaten in Verbindung mit einem ganzheitlich nachhaltigen Herstellungs- und Handels-Ansatz betrifft, gibt es erfreulicherweise jetzt auch mit der Chocolaterie Darcis einen weiteren Akteur, der entgegen der viel zu ausbeuterisch ausgerichteten Mainstream-Strategien der meisten Großkonzerne ein Zeichen setzt.

 

Der Chocolatier Jean-Philippe Darcis gründete zwar schon als 25-Jähriger im Jahr 1996 sein erstes Chocolaterie-Geschäft, aber das Bean-to-Bar Konzept integrierte der Belgier erst 2016 in seine eigene Schokoladenherstellung. Dieser Schritt wurde in jenem Jahr durch die Eröffnung einer neuen, modernen Produktionsstätte in Verviers ermöglicht. In diesem neuen Gebäude befindet sich ebenso ein Schokoladen-Museum sowie eine Akademie, in der verschiedene Chocolatier-Kurse angeboten werden. Lange Zeit vor der Schwerpunktsetzung für Single-Origin-Schokoladen gehörten insbesondere Macarons (mit Creme gefülltes Baisergebäck auf Mandelbasis) zur populärsten Spezialität des Hauses "Darcis". Das süße Mandelgebäck wurde in der Vergangenheit regelmäßig ausgezeichnet.

Aktuell produziert "Darcis" dunkle Ursprungs-Schokoladen aus sechs unterschiedlichen Herkunftsländern: Peru, Ecuador, Madagaskar, Kuba, Vietnam, Kamerun sowie eine limitierte Mexiko-Schokolade mit seltenem Criollo-Kakao eines einzelnen Kakaobauern, welche speziell zum 20-jährigen Unternehmensjubiläum entstanden ist. Die hochwertigen und nur aus ausgewählten Regionen stammenden Edelkakaobohnen, die zur Herstellung der Schokoladentafeln verwendet werden, werden von den Farmern mit nachhaltigen Methoden angebaut. Natürlich bezieht auch der belgische Schoko-Produzent den gesamtem Kakao auf direktem Wege und zu fairen Preisen von seinen Partnern. Jean-Philippe Darcis reist deshalb regelmäßig zu den Kakao-Anbauländern und besucht vor Ort die Bauern, von denen er den Kakao abkauft.

Bilder-Impressionen aus den Kakao-Herkunftsgebieten Los Rios in Ecuador, dem Piura-Tal in Peru und Chiapas in Mexiko (Foto-Copyright: "Cercle du Cacao"):

Besonderer Ansatz bei Ursprungs-Schokoladen - jedes Anbaugebiet in drei Kakao-Intensitäten

Eine Besonderheit im Sortiment der Herkunfts-Schokoladen der belgischen Chocolaterie ist der Ansatz, dass jedes der sechs angebotenen Ursprünge in drei unterschiedlichen Kakaointensitäten angeboten wird. So gibt es z. B. aus der Madagaskar-Reihe eine dunkle Schokolade mit 66%, 80% sowie 99% Kakaogehalt. Das gleiche gilt ebenso für alle anderen Länder-Schokoladen, wobei je nach Aromenspektrum des jeweiligen Anbaugebietes die Kakao-Prozente variieren.

Sowohl alle drei Madagaskar-Schokoladen als auch die 72%-Peru-, die 82%-Ecuador-Sorte sowie die limitierte 70-prozentige Mexiko-Edition, die von mir auf ihre sensorischen Eigenschaften hin getestet wurden, wiesen geschmacklich gelungene und interessante Aromenprofile auf, die meines Erachtens sicherlich auch Schokoladen-Feinschmeckern aus Deutschland gefallen würden. Auch die Schmelzeigenschaften waren ohne bemerkbare Schwächen, was bestimmt unter anderem auf den Einsatz von Soja-Lecithin zurückzuführen ist. In Anbetracht der Tatsache, dass der Großteil der qualitätsbewussten Bean-to-Bar Schokoladenhersteller aus unterschiedlichen Gründen bewusst auf Emulgatoren verzichtet und trotzdem perfekt schmelzende Schokoladen erzeugt, wäre es meiner Meinung nach auch für "Darcis" in vielerlei Hinsicht nur von Vorteil, wenn es dem belgischen Produzenten gelingen würde, seine Rezepturen auf Lecithin-frei umzustellen. Ich bin zuversichtlich, dass der ehrgeizige Chocolatier aus Belgien sich permanent weiterentwickeln und das erstrebenswerte Ziel von komplett emulgatorfreien Schokoladen wahrscheinlich sowieso früher oder später erreichen wird.

Momentan bietet zwar noch kein deutscher Händler die Ursprung-Schokoladen von Darcis an, man kann aber alle Produkte auch als deutscher Kunde problemlos über den Onlineshop des belgischen Unternehmens erwerben. Neben den puren Single-Origin-Sorten produziert "Darcis" ebenso hochwertige Pralinen, Macarons und anderweitige süße Spezialitäten auf Kakao-Basis.

 

Schokoladentests: Ursprungs-Schokoladen von "Darcis"

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

Darcis - Peru Piura 72%

 

MHD: 27/09/2020

Charge: 182710003

Kakaoherkunft: Peru, Piura-Tal, Kakaobauern-Kooperative "Norandino"

Kakaovarietät: ortstypische Sorten, v. a. Trinitario- u. Criollo-Varietäten

 

A) Duftaromen: intensive Fruchtnoten (Marcuja, Waldbeeren, v. a. Himbeeren, Zitrusfrüchte), Akzente von gerösteter Nüsse und Karamell 15/18

B) Geschmackasaromen: milde Röstung von Anfang an präsent und erkennbar, zu Beginn delikate Noten von Nuss-Nougat und Karamell, Hauptteil intensiv und komplex fruchtig und lieblich-mild (Himbeeren, Waldbeeren, karamelisierte Zitrusfrüchte, Maracuja), Abgang mild mit gerösteten Nüssen, karamelliger Waldfrucht-Nachgeschmack 45/48

C) sehr gut 3/3

D) optimale Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter, Sojalecithin: sehr gut 18/18

F) sehr gut: qualitätsbewusste und technisch moderne Bean-to-Bar Herstellung, direkte und sozioökonomisch faire Kakao-Partnerschaft, hochwertiger und nachhaltig angebauter Edelkakao 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

 

Gesamtpunkte: 94/100

 

Fazit: Von den Darcis-Schokoladen, die ich verkostet habe, ist die Piura-Schokolade meiner Meinung nach definitiv sowohl die geschmacklich interessanteste und gleichzeitig am besten schmeckende Ursprungs-Schokolade. Da ich nicht die Serie mit den Vietnam-, Kamerun- und Kuba-Sorten getestet habe, kann es aber durchaus sein, dass sich eventuell darunter eine aromatisch noch vielschichtigere Kakao-Interpretation befinden könnte. Außerdem gehört diese 'Piura' für mich zu den bestschmeckendsten Single-Origin-Schokoladen ist, die mit peruanischen Piura-Kakaobohnen gemacht werden. Sie gefällt mir sogar einen Tick besser als die ohnehin seit Jahren grandiose und qualitativ relativ konstante Piura-Schokolade von "Original Beans". Das ist insofern eine klare Ansage, weil die Schokoladen von "Original Beans" neben denen von "Zotter" aufgrund ihrer harmonisch abgestimmten Aromenspektren sowie einer tiefen emotionalen Verbundenheit seit Beginn meiner Schoko-Leidenschaft zu meinen absoluten Lieblings-Schokoladen gehören.

Die Piura-Version von Darcis zeigt sich sowohl im Duft als auch im Geschmack intensiv fruchtig, gleichzeitig aber auch sehr mild und süßlich im Grundgeschmack. Das komplexe Fruchtprofil, das in Form von Waldbeeren, Himbeeren, Zitrusfrüchten und Maracuja zur Geltung kommt, wird beeindruckend harmonisch mit prägnanten Noten von Nuss-Nougat und Karamell unterstützt.

Wer sehr fruchtbetonte Dunkelschokoladen mag, die gleichzeitig einen mild-lieblichen und nussig-karamelligen Charakter haben, wird diese "Piura"-Interpretation von Darcis lieben! Sehr schmackhaft und unbedingt zugreifen!

 

Darcis - Madagaskar 80%

 

MHD: 02/09/2020

Charge: 182460012

Kakaoherkunft: Madagaskar, Sambirano-Tal, Akesson-Plantage "Bejofo"

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: ausgespräge Fruchtnoten mit Fermentationsakzenten (rote Beeren, Zitrusfrüchte), nussig-karamellige Noten, leichte Würz-Akzente 15/18

B) Geschmacksaromen: zuerst nussig-sahnige Noten mit leichter Umami-Würze und Karamell, Hauptteil von rassigen Fruchtnoten geprägt (rote Beeren-Mix, Zitrusfrüchte, leichte Fermentionsanklänge), unterstützende nussig-holzige Akzente im Hintergrund, Abgang nussig-kaffeig und marmeladig, leicht kaffeiger Nachgeschmack 43/48

C) sehr gut 3/3

D) optimale Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter, Sojalecithin: sehr gut 18/18

F) sehr gut: qualitätsbewusste und technisch moderne Bean-to-Bar Herstellung, direkte und sozioökonomisch faire Kakao-Partnerschaft, hochwertiger und nachhaltig angebauter Edelkakao 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 92/100

 

Fazit: Alles in allem handelt es sich um eine aromatisch gut gelungene Madagaskar-Schokolade, die trotz des recht hohen Kakaoanteils von 80 Prozent keinerlei nennenswerte Bitternoten aufweist. Das Aromenprofil umfasst sowohl die von der Insel charakteristischen beerigen und zitronigen Fruchtnoten als auch parallel unterstützende nussig-holzige, sahnige, kaffeige und würzige Akzente. Zudem ist es sehr erfreulich, dass Darcis eine 80-prozentige Madagaskar-Version gemacht hat, weil gerade im Falle von Madagaskar-Kakao vor allem wegen seines hohen Säuregehalts von den meisten Produzenten eher der Bereich um 70 Prozent gewählt wird. Dass eine höherprozentigere Madagaskar-Interpretation mit einer deutlicher zur Geltung kommenden Fruchtsäure nicht zwanghaft schlecht sein muss, zeigt diese Schokolade nämlich sehr gut. Ihre Qualität ist in punkto Schmelzverhalten und aromatischer Tiefe in etwa gleichauf mit der meines Erachtens hervorragenden 80-prozentigen Madagaskar-Version von "Menakao". Das madagassiche Tree-to-Bar Unternehmen "Menakao" gehörte bislang zu den wenigen Produzenten, die seit langem eine 80%-Madagaskar-Sorte anbieten, welche gleichzeitig über eine sehr schmackhafte Fruchtigkeit verfügt. Auch diese Darcis-Schokolade ist deshalb sehr empfehlenswert.

 

Darcis - Madagaskar 66%

 

MHD: 10/08/2019

Charge: 172220005

Kakaoherkunft: Madagaskar, Sambirano-Tal, Akesson-Plantage "Bejofo"

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: intensive Fruchtnoten (rote Beeren, Zitrusfrüchte), leichte Fruchtfermentations-Noten, dezente Akzente von Kaffee und Zitronengras, leicht würzig 15/18

B) Geschmacksaromen: zu Beginn Röstnoten von Nuss-Nougat mit karamelligen Anklängen, Hauptteil mit Nuss-Nougat-Charakter sowie gut ausbalancierten Fruchtnoten (rote Beeren, Zitrusfrüchte), begleitende Röstnoten (Kaffee, Nüsse, Holz), röstig-kaffeiger Abgang mit fruchtigen Anklängen 43/48

C) sehr gut 3/3

D) optimale Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker, Kakaopulver, Kakaobutter, Sojalecithin: akzeptabel 16/18

F) sehr gut: qualitätsbewusste und technisch moderne Bean-to-Bar Herstellung, direkte und sozioökonomisch faire Kakao-Partnerschaft, hochwertiger und nachhaltig angebauter Edelkakao 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 90/100

 

Fazit: Geschmacklich und in aromatischer Hinsicht ist es eigentlich eine durchaus gelungene Dunkelschokolade. Sie widerspiegelt die Madagaskar-typischen Fruchtaromen in Verbindung mit ihren feinen röstig-nussigen und karamelligen Akzenten sehr solide. Wegen des etwas geringeren Kakaoanteils von 66% kommt sie verständlicherweise etwas süßer rüber. Und da sie ohnehin im Allgemeinen sehr schmackhaft ist, hätte sie eigentlich das Potenzial für 92 Punkte. Allerdings musste ich diesmal in der Zutaten-Kategorie 2 Punkte abziehen - aufgrund der zusätzlichen Hinzugabe von Kakaopulver. Was Lecithine anbelangt, wenn ansonsten alles stimmig ist, drücke ich sowieso schon immer ein Auge zu. Das Kakaopulver bringt aber das Fass zum Überlaufen. Angesichts der ehrgeizigen Firmenphilosophie, kompromisslos auf höchstmögliche Produktqualität zu setzen, ist es meiner Meinung nach umso mehr ein absolutes No-Go. In der qualitätsbewussten Bean-to-Bar Schkoladenszene, wo die Herstellungsweise mit kurzen und naturnahen Rezeptur-Zusammensetzungen ohne unnötigen Schnickschnack ausnahmslos einhergeht, sollte Kakaopulver nicht verwendet werden. Es sind mir keine Vertreter bekannt, die in dieser Hinsicht eine Ausnahme machen. Vermutlich wollte Darcis hierdurch den Verarbeitungsprozess bei dieser Sorte etwas leichter bewerkstelligen. Glücklicherweise handelt es sich um den einzigen Ausrutscher des belgischen Schokoladenherstellers, welchen er hoffentlich möglichst bald korrigieren wird. Besonders in Anbetracht des generell hochqualitativen Sortiments an Ursprungs-Schokoladen, die mit gut herausgearbeiteten Aromen punkten, ist diese Zutat völlig fehl am Platz. Die Schokoladen von "Darcis" sind nämlich wirklich gut. Und dass auch hervorragende Schokoladen mit einwandfreien Schmelzeigenschaften mit einem geringeren Kakaogehalt als 70 Prozent problemlos ohne Zusätze mit emulgatorähnlichen Eigenschaften wie Kakaopulver oder Lecithine gelingen können, haben schon viele Produzenten (z. B. Michel Cluizel, Friis-Holm etc.) bewiesen. Im Hinblick darauf wäre es umso spannender zu erfahren, ob Darcis auch diese 66%-Schokolade zumindest ohne zusätzliches Kakaopulver gelingen würde und wie diese im Vergleich zur derzeitigen Version schmecken würde.

 

Darcis - Madagaskar 99%

 

MHD: 06/06/2020

Charge: 181580006

Kakaoherkunft: Madagaskar, Sambirano-Tal, Akesson-Plantage "Bejofo"

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: intensive Fruchtaromen (rote Beeren, Zitrusfrüchte, Erdbeer-Anklänge) 15/18

B) Geschmacksaromen: zuerst nussig-holzige Akzente mit dezenten Bitternoten, Hauptteil mit nussig-holzigem Charakter und ausgeprägten Fruchtnoten (rote Beeren, Zitrusfrüchte, Himbeer- und Erdbeer-Akzente), leicht kaffeige Anklänge, Abgang holzig und fruchtig-beerig und dosiert adstringierend, nussig-fruchtiger Nachgeschmack 43/48

C) sehr gut 3/3

D) optimale Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter, Sojalecithin: sehr gut 18/18

F) sehr gut: qualitätsbewusste und technisch moderne Bean-to-Bar Herstellung, direkte und sozioökonomisch faire Kakao-Partnerschaft, hochwertiger und nachhaltig angebauter Edelkakao 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 92/100

 

Fazit: Auch die 99-prozentige Madagaskar-Schokolade ist erstaunlich wenig bitter, obwohl nur 1 Prozent Zucker enthalten ist. Sie punktet ebenso mit einem typischen beerig-zitrusartigen Aromenprofil, welches von nussig-holzigen und kaffeigen Akzenten begleitet wird. Interessanterweise kommen hier im Gegensatz zu den Versionen mit 66% und 80% zusätzlich dezente Erdbeer-Akzente zur Geltung. Da es sich um eine nahezu 100-prozentige Dunkelschokolade handelt, ist jedoch etwas unverständlich, wieso auch bei einem derart hohen Kakaogehalt nicht auf zusätzliche Kakaobutter und Sojalecithin verzichtet werden konnte, wo doch schon alleine durch die Kakaomasse von Natur aus ein ausreichend hoher Fettgehalt gegeben wäre. Denn 100 Gramm reine Kakaomasse enthalten durchschnittlich 55 Prozent Fett. Je nach Kakaosorte und Anbaugebiet können die prozentualen Kakaobutter-Werte selbstverständlich sowohl nach oben als auch nach unten etwas variieren.

Dem Großteil der Schokoladenhersteller gelingt es nämlich problemlos über 90-prozentige Schokoladen ohne Kakaobutter-Zugabe zu produzieren, ohne dass hierbei Probleme mit einer ungenügenden Fließfähigkeit während des Verarbeitungsprozesses entstehen. Meiner Meinung nach sollte sich "Darcis" trauen, die Kakaobutter und den Emulgator wegzulassen. Eventuell könnte man daraus ja auch gleich eine reine 100%-Schokolade machen, die nur aus Kakaomasse besteht. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. "Darcis" hat hier nichts zu verlieren.

 

Darcis - Ecuador Los Rios 82%

 

MHD: 08/07/2020

Charge: 181900003

Kakaoherkunft: Ecuador, Provinz Los Rios, Familien-Plantage "La Felicidad"

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: intensive Blumen- und Orangen-Noten, Zitrusfrucht-Akzente leicht pfeffrig 15/18

B) Geschmacksaromen: zuerst Röstnoten von Nüssen mit grasigen und kaffeigen Anklängen, blumiger Hauptcharakter mit Kaffee-Akzenten und Gräser-Anklängen, anschließende ausgeprägte Orangenmarmeladen-Noten inkl. Zitrusfrucht-Akzente, im Hintergrund unterstützende leichte Pfeffer-Würze, fruchtig-kaffeiger Abgang mit Fruchtsäure-Nachgeschmack 44/48

C) sehr gut 3/3

D) optimale Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter, Sojalecithin: sehr gut 18/18

F) sehr gut: qualitätsbewusste und technisch moderne Bean-to-Bar Herstellung, direkte und sozioökonomisch faire Kakao-Partnerschaft, hochwertiger und nachhaltig angebauter Edelkakao 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 93/100

 

Fazit: In dieser 82-prozentigen Ecuador-Schokolade entfaltet sich ein intensiver, aber feiner Blumen-Charakter, der von ausdrucksstarken Orangenmarmeladen- und Zitrusfrucht-Noten unterstützt wird. Auch zeigen sich hier aromatisch gut passende grasige, kaffeige und leicht pfeffrige Akzente. Trotz des relativ hohen Kakaogehalts über 80 Prozent ist von Bitterkeit kaum etwas zu spüren. Sie kommt daher bemerkenswert mild rüber, und ist für eine Ecuador-Schokolade vergleichsweise fruchtig. Eine Top-Schokolade, die kaum Schwächen aufweist.

 

Darcis - Mexiko "Limited Edition" 70%

 

MHD: 04/04/2020

Charge: 180950003

Kakaoherkunft: Mexiko, Region Chiapas, Familien-Plantage von Farmer "Alvarito"

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten, v. a. Criollo

 

A) Duftaromen: intensive Fruchtnoten (rote Früchte, v. a. Schattenmorellen, Pflaumen, auch Pfirsich) erdige Anklänge mit Mohn-Note, süßliche Gewürz-Anklänge 15/18

B) Geschmacksaromen: zu Beginn karamellige und intensiv schokoladige Noten in Begleitung von gerösteten Nüssen, Hauptteil mit Mars-typischen Karamell-Schoko-Charakter und Noten von gerösteten Nüssen, getoastetem Brot, dezente Fruchtnoten im Hintergrund (Birnen, kandierter Pfirsich, Trockenfrüchte), leichte Anklänge von Salz-Cracker, Abgang karamellig-nussig mit Biskuit-Akzent, Nachgeschmack pur-schokoladig mit leichter Nuss- und Pfirsich-Note 43/48

C) sehr gut 3/3

D) optimale Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter, Sojalecithin: sehr gut 18/18

F) sehr gut: qualitätsbewusste und technisch moderne Bean-to-Bar Herstellung, direkte und sozioökonomisch faire Kakao-Partnerschaft, hochwertiger und seltener Edelkakao aus nachhaltigem Anbau 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 92/100

 

Fazit: Obwohl die limitierte Mexiko-Schokolade sehr fruchtig duftet, ist ihr Aromenprofil geschmacklich eher von einem intensiven, puren, aber milden Schokoladen-Grundcharakter geprägt. Unterstützt wird sie von Noten gerösteter Nüsse, getoastetem Brot, prägnanten Karamell-Akzenten und nur einer leichten Fruchtigkeit in Form von Birnen und kandiertem Pfirsich.

Alles in allem handelt es sich um eine milde und elegante Criollo-Schokolade, die betont schokoladig-nussige und leicht fruchtige Aromen besitzt. Da die Schokolade limitiert ist, sollte man bei Interesse zügig zugreifen, solange sie noch verfügbar ist.

 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladenblogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann. 

Zurzeit bietet noch kein einziger Händler in Deutschland die Schokoladen von "Darcis" an. Man kann aber auch als deutscher Kunde die Single-Origin-Schokoladen problemlos über den "Onlineshop" der belgischen Chocolaterie bestellen. Ein Versand nach Deutschland ist selbstverständlich gewährleistet.