Crayfish Bay Organics Chocolate: "Tree-to-Bar" Weltklasse-Schokolade aus Grenada

"Crayfish Bay Organic Cocoa Estate" ist eine 200 Jahre alte, rund 6 ha große Bio-Kakao-Plantage, die von Kim Russell aus England und seiner Frau Lylette Primell  betrieben wird. Die kompromisslos ökologisch funktionierende Farm befindet sich im Nordwesten der Karibikinsel Grenada. Im Jahr 2004 wurde die Farm durch den Orkan Ivan stark beschädigt. Das britische Ehepaar hat die Plantage wider zum Leben gebracht. Es handelt sich um eine biodivers gestaltete Mischplantage, wo nicht nur Kakao, sondern auch viele unterschiedliche Gewürz- und Obstpflanzen wie z. B. Bananen- und Zitrusbäume etc. wachsen. Die Bean-to-Bar Schokoladenproduktion erfolgt auf dem Plantagen-Gelände. Kim Russell hat alle hierfür notwendigen Geräte und Maschinen selbst eigenhändig zusammengebaut. Eine Besonderheit stellt auch seine spezielle Röstungsweise dar, die man in dieser Form wohl nirgendwo sonst antrifft. Die Kakaobohnen werden nämlich in einem durch Holzkohle betriebenen Ofen geröstet. Diese einzigartige Röstung hat sicherlich auch einen Einfluss auf den Endgeschmack der Schokoladen.

Grenada zählt zu den wenigen Ländern weltweit, wo im Grunde genommen alle Einheimischen, die Kakaobäume besitzen, diese von vornherein immer in natürlichen Mischkulturen anbauen. Der Grund: Alleine durch den Verkauf der Kakaobohnen könnten die Bauern ihren Lebensunterhalt nicht decken. Deshalb kultivieren sie parallel auch andere Pflanzen, um das ganze Jahr Geld verdienen zu können. Auf Grenada gibt es zwar auch Großplantagen, aber auch auf den größeren landwirtschaftlichen Flächen sind Monokulturen tabu. Üblicherweise handelt es sich um kleine Parzellen zwischen 0,5 und 2 Hektar. Somit sind ökologische bzw. naturnahe Landwirtschaftspraktiken etwas Normales für die Bewohner Grenadas und nicht die Ausnahme wie in den westlichen Industrieländern wie z. B. in USA oder Deutschland. Auch habe ich den Eindruck, dass Kakao generell eine bedeutendere Rolle - mit mehr Liebe und Gelassenheit - für die Menschen auf Grenada spielt als in vielen anderen Ländern, in den auch Kakao erzeugt wird.

 

Viele "Tree-to-Bar" Schokoladenhersteller auf kleinstem Raum: Grenada's weltweite Einzigartigkeit im Kakaoanbau

 

Grenada zählt zu den wenigen Orten weltweit, wo man verhältnismäßig viele "Tree-to-Bar" Schokoladenhersteller findet. Nirgendwo sonst gibt es eine derart hohe Konzentration von selbst Schokolade produzierenden Kakaofarmern. Denn mit einer Fläche von 344 Quadratkilometern ist die Insel nicht allzu groß. Neben dem Tree-to-Bar Pionier "Grenada Chocolate Company" und "Crayfish Bay Organics" von Kim und Lylette gibt es noch "Belmont Estate" "Tri-Island Chocolate" sowie "Jouvay Chocolate" 

Seit 2014 wird dort auch ein international berühmtes Schokoladen-Festival, das "Grenada Chocolate Fest", veranstaltet, welches im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nur in digitaler Form stattfindet.

Wer als Schokoholiker an diesem Produkt interessiert ist, die 75-prozentige Single-Estate-Schokolade von Kim und Lylette's Bio-Farm "Crayfish Bay Organics" gibt es in Deutschland exklusiv nur bei der Münchener Firma "Macedon". Das von Dana Harford neu gegründete Unternehmen spezialisiert sich auf nachhaltig produzierte Kakao- und Gewürz-Produkte aus Grenada. Die gebürtige Grenadierin wohnt seit 2007 in München. Sie kam nach Deutschland, um hier zu studieren. Mittlerweile ist die sympathische und lebensfrohe Kakao-Enthusiastin hauptberuflich als Bauingenieurin tätig. Gleichzeitig ist sie passionierte Kakaobäuerin. Denn Kakao ist ihre größte Leidenschaft. Deshalb versucht sie die Kakaobauern auf ihrer Heimatinsel mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen.

2015 hat Dana eine ca. 2 ha große Bio-Mischplantage in ihrer Heimat erworben und sich damit einen großen Kindheitstraum verwirklicht. In den letzten fünf Jahren hat sie die Plantage komplett restauriert - mit alten, einheimischen Kakao-, Muskat- und Zimtbäumen. Jedes Jahr fliegt sie nach Grenada, um ihre Kakao-, Obst- und Gewürz-Bäume zu ernten und zu pflegen. Die Kakaobohnen-Fermentation führt sie mithilfe von dicken Jutesäcken durch. Den Kakao in den Säcken bedeckt sie mit Bananenblättern. Um eine gleichmäßige Temperaturverteilung und Fermentierung zu erreichen, wendet Dana die Bohnen am dritten und fünften Tag (Haupternte: Oktober - Januar). Bei der zweiten Ernte (Juni-September), die während der Trockenzeit stattfindet, wendet sie die Kakaobohnen nur einmal. Da es sowieso nicht regnet, reicht der Vorgang einmalig bereits aus. Die Bohnen sind dann ausreichend trocken. Bislang soll Dana mit dieser Fermentations-Methode mit den Jutesäcken aus ihrer Sicht gute Ergebnisse erzielt haben. Anschließend lässt sie die Kakaobohnen bis zu zwei Wochen in einem alten Boucan, der sich auf ihrer Farm befindet, trocknen. Ein Boucan ist ein hölzernes Gebäude mit einem beweglichen Dach und Schubfächern, das sich ideal zur Trocknung von Kakao eignet.

Ihren eigenen Kakao (in Bio-Qualität, z. B. als rohe Kakaonibs und rohes Kakaopulver) und Gewürze (handverlesene Muskatnüsse mit Schale, die in handgenähten, handgestempelten Bio-Baumwolle-Säckchen verpackt sind) verkauft sie unter anderem im Winter auch auf Weihnachtsmärkten im Münchener Raum. Und die "Crayfish Bay"-Grenada-Schokolade bietet sie über ihre Firmen-Homepage "Macedon" an. Kontaktiert also Dana Harford am besten über E-Mail, wenn ihr Lust auf Schokolade mit Karibik-Flair bekommen habt.

 

Vielversprechende Kakao-Kooperation zwischen Dana Harford,

Crayfish Bay und "dokeshi" in Planung

 

Das neue Schokoladen- und Kaffee-Startup "dokeshi", das von Andreas Degenhardt und Mona Marszalek gegründet wurde und sich auf ökologisch und sozial nachhaltige Edelkakaos und Spezialitäten-Kaffees spezialisiert, wird in naher Zukunft, voraussichtlich ab diesen Herbst, diese spezielle Schokolade zusätzlich anbieten.

In enger Zusammenarbeit mit Dana Harford und mit dem britischen Ehepaar von Crayfish Bay Organics werden die auf Grenada durch Kim und Lylette hergestellten Schokoladen unter einer hierzu kreiierten "dokeshi + Partner Marke" in Deutschland vermarktet und verkauft. Crayfish Bay Organics würde dann auf der neuen dokeshi-Verpackung als Partner erscheinen und auf der Homepage von "dokeshi" würde es viele interessante Informationen über die karibische Bio-Plantage und den dort angebauten Kakao geben.

Andreas und Mona von der Firma "dokeshi" teilen die gleichen Werte wie ich und sehen sich nach meinem Verständnis als kompromisslos holistische Nachhaltigkeits-Rebellen im Bereich Feinschmecker-Kakao und Edel-Kaffee. Dass auch ich selbst seit April 2020 Teil ihres Teams geworden bin, freut mich deshalb sehr. Denn ab jetzt habe auch ich - gemeinsam mit Mona und Andreas - die Möglichkeit, mit neuen und fortschrittlichen Ideen die „Bean-to-Bar“ Schokoladenszene aktiv aufzumischen, zu optimieren und die Welt so ein bisschen besser zu machen. 

Der Unternehmens-Name „dokeshi“ wurde natürlich mit Bedacht ausgewählt. Der Begriff bedeutet auf Japanisch „Hofnarr“, und setzt sich aus drei japanischen Zeichen zusammen, die einzeln betrachtet auf Deutsch folgende Bedeutung haben: "Weg, Transformation und Meisterschaft". Diese drei Begriffe beschreiben meiner Meinung kurz und prägnant, aber exakt, die Art und Weise, wie "dokeshi" handelt und denkt.

 

Schokoladentest: Crayfish Bay Organics "Grenada-Schokolade" 75%

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

Crayfish Bay Organics - Grenada Chocolate 75%

 

MHD: 09/2021

Chargen-Nr.: 263

Kakaoherkunft: Grenada, St. Mark, "Crayfish Bay Organics"-Bio-Plantage von Kim und Lylette Russell

Kakaovarietät: Grenada-typische Trinitario-Varietäten

 

A) Duftaromen: mild-röstige Kaffee-Akzente mit marmeladigen Fruchtnoten (Pflaumen, Trauben) inkl. dezenter Trauben-Tannine und Gewürz-Anklänge 15/18

B) Geschmacksaromen: zuerst röstbetonte Nuss- und Holz-Akzente; Hauptteil geprägt von milden und gut ausbalancierten Nuss-Rahm- und Kaffee-Charakater, ausgewogene Fruchtnoten mit prägnant traubig-olivigen Ausprägungen und leichten Zitrus-Anklängen, leichte Gewürz-Noten (leicht pfeffrig), Abgang traubig-olivig und leicht nussig-röstig, Nachgeschmack ausgesprochen mild (praktisch ohne nennenswerte Bitterkeit), dezent nussig mit leicht röstigen Kaffee-Anklängen 44/48

C) sehr gut 3/3

D) einwandfreie Schmelzeigenschaften 3/3

E) Bio-Kakaobohnen. Bio-Rohrzucker: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltige und kompromisslos qualitative Tree-to-Bar Schokoladenproduktion direkt auf der Farm in Grenada, hochwertiger Single-Estate-Edelkakao aus nachhaltigem Bio-Anbau; offizielle Bio-Zertifizierung; faire und direkte Partnerschaft 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 93/100

 

Fazit: Die direkt auf der Crayfish Bay-Plantage auf Grenada hergestellte Single-Estate-Schokolade hat mich in aromatischer Hinsicht voll überzeugt. Eine äußerst positiv auffallende Besonderheit bei ihr ist die Tatsache, dass die Schokolade eine nahezu perfekt abgestimmte Balance zwischen komplexer Aromen-Intensität und harmonisch gut ausbalancierter Röstung schafft und dabei gleichzeitig außerordentlich mild und rahmig ist. Der feine und harmonische Röst-Grad entsteht sicherlich durch den originellen Holzkohle-Ofen, den Kim selbst zusammengebastelt hat. Da keine zusätzliche Kakaobutter hinzugefügt wurde, die mehr oder weniger, wenn notwendig, zu präsente Adstringenz-Eigenschaften von Kakaobohnen abmildern kann, und der 75-prozentige Kakaogehalt nur auf die Kakaomasse zurückzuführen ist, ist deren milder Kakao-Grundton umso qualitativer einzustufen.

Dass sie also nur aus biologischer Kakaomasse und Rohrzucker besteht, ist ein bedeutsames Qualitätsmerkmal, zumal ihre Schmelzeigenschaften zwar nicht perfekt, aber verhältnismäßig gut gelungen sind. 

Ihr Aromenrprofil ist von einem mild-röstbetonten Kaffee-Nuss-Rahm-Charakter geprägt, der mit lieblich-fruchtigen und dezenten, angenehm säuerlichen und leicht tanninigen Trauben- und Oliven-Akzenten versehen ist. Auch zeigen sich unterstützend leichte pfefferartige und muskatähnliche Gewürz-Anklänge. Zum Ende hin verändert sich ihre Fruchtigkeit leicht ins Zitronige. Im Abgang und im Nachgeschmack bleibt sie weiterhin erstaunlich mild: sie hinterlässt einen mild-rahmigen, sehr gefälligen Nuss-Kaffee-Eindruck. Adstringierende Eigenschaften sind so minimal präsent, dass man sie praktisch als nicht vorhanden erachten kann. Ihr milder Abgang ist zweifellos einzigartig und generell in dieser Form auch nicht häufig bei aromatisch hochwertigen Bean-to-Bar Schokoladen anzutreffen.

Single-Farm-Schokoladen, die von den Kakaoerzeugern selbst auf ihrem eigenen Land bis zum Endprodukt hergestellt werden, sind immer noch eine Rarität. Dieses Prinzip entspricht im Grunde genommen der traditionellen Arbeitsweise eines Winzers, der auf seinem Weingut logischerweise Wein aus seinen Trauben selbst fertigt. Im Weinbau ist diese Praxis seit Anfang an eine unbestreitbare Selbstverständlichkeit. Schade nur, dass in der Kakao-Welt diese nachhaltige und qualitätssteigernde Herangehensweise sich noch nicht als Standard durchgesetzt hat. Für die Bauern in den westafrikanischen Ländern, die weltweit am stärksten ausgenutzt werden, würde eine solche Umstellung mit entsprechender Unterstützung durch die großen Schokoladenhersteller umso hilfreicher sein. Grenada ist in diesem zukunftsträchtigen Bereich schon deutlich weiter. Die überdurchschnittlich ausgeprägte Liebe zum Kakao und zur Natürlichkeit der Grenadier scheint hierbei eine bedeutende Rolle zu spielen. Von daher ist in meinen Augen Kim's und Lylette's Produkt in jeder Hinsicht zurecht von Weltklasse-Qualität. Unbedingt probieren!

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladen-Blogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladen-Empfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann.

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