Chocolatemakers - Nachhaltige Bean-to-Bar Schokoladen aus Amsterdam

"Chocolatemakers" ist ein in den Niederlanden populärer Bean-to-Bar Schokoladenhersteller, dessen Produktionsstätte sich in Amsterdam befindet. Darüber hinaus gehört die Firma zu den ersten in ihrem Land, die sich der auf hohe Qualität ausgerichteten Bean-to-Bar Szene verschrieben hat. Das Unternehmen wurde im Jahr 2011 von Enver Loke und Rodney Nikkels gegründet. Schwerpunkt der Firma war seit Beginn an, eine universelle Nachhaltigkeits-Strategie mit qualitativen und fair gehandelten Kakaobohnen aus biologischem Anbau und Umweltschutz zu verbinden. "Chocolatemakers" produziert schwerpunktmäßig dunkle Ursprungs-Schokoladen sowie kakaohaltige Milchschokoladen mit Kakao aus der Dominikanischen Republik, Peru (Kooperative Norandino) und Kongo (Virunga-Nationalpark).

Waren es im ersten Produktionsjahr 2011 nur 600 Kongo-Schokoladentafeln aus insgesamt 60 kg Kakaobohnen, so werden mittlerweile jährlich rund 20 Tonnen Kakao zu Schokolade verarbeitet. Auch die Mitarbeiteranzahl ist von anfangs zwei auf mittlerweile neun angewachsen, um die aktuelle Herstellungskapazität decken zu können. Mit dem Kauf der Kakaobohnen von Bauern aus dem Gebiet des Virunga-Nationalparks in Ost-Kongo unterstützen auch die "Chocolatemakers" das von den "Original Beans"-Kollegen intitiierte Berggorilla-Schutzprogramm.

Ein weiteres vorbildliches Kakao-Projekt, an dem "Chocolatemakers" teilnimmt, ist der emissionsfreie Transport des Bio-Kakaos aus der Dominikanischen Republik mit dem Segelschiff  "Tres Hombres", nach dem auch die daraus gefertigten Schokoladentafeln benannt sind (Dunkelschokolade mit 75% Kakao sowie dunkle Vollmilch mit 51% Kakao - 40% Kakaobohnen, 11% Kakaobutter). Das Segelschiff "Tres Hombres" ist unter anderem auch für die langjährige Beförderung der Edelschokoladen von "Grenada Chocolate Company" nach Europa bekannt, einem Pionier im Tree-to-Bar Bereich auf der Karibikinsel Grenada.

Nachdem die Kakaobohnen-Säcke und Grenada-Schokoladen in den Niederlanden angekommen sind, werden diese anschließend von einem Netzwerk von vielen Freiwilligen (Projekt "Schokofahrt") mit Fahrrädern in einem durchdachten Staffel-System in den Niederlanden, Deutschland und Österreich weiterverteilt.

Die niederländischen Schokoladen bieten in Anbetracht des vergleichsweise guten Geschmacks mit ihren charakteristischen nussig-kaffeigen Röstakzenten und dezenten Fruchtnoten, die lieblich dahergekommen, ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Denn eine 90-Gramm Tafel kostet durchschnittlich 3,50 Euro, was im qualitätsbewussten Bean-to-Bar Sektor noch als Schnäppchen gilt.

Da die Produkte von "Chocolatemakers" in Deutschland noch vergleichsweise unbekannt und daher noch nicht weit verbreitet sind, gibt es alternativ die Möglichkeit, das gesamte Schoko-Sortiment dieses Herstellers beispielsweise über den niederländischen Schokoladen-Onlineshop "Chocoladeverkopers" zu bekommen, welcher auch nach Deutschland günstig versendet. Ansonsten, wenn Interesse nur an den "Tres Hombres"-Schokoladen besteht, gibt es auch einen Online-Händler, der im deutschen Raum für "Chocolatemakers" tätig ist. Da ich die hier getesteten Schokoladen in einem Eine-Welt-Laden in Fürth bei Nürnberg gekauft habe, kann es durchaus sein, dass mittlerweile vielleicht auch andere Fairtrade-Geschäfte in Deutschland diese speziellen Produkte anbieten. Im Rahmen des aktuellen Blog-Tests sind zwar offiziell nur die "Tres Hombres"-Schokoladen aufgeführt, die anderen puren Schokoladensorten (Peru Awajun 80%, Vollmilch Peru Awajun 52%, Kongo Gorilla 92%,Kongo Gorilla 68%) sind mir aber auch bekannt. Da der Zeitpunkt, als genau diese Sorten zuletzt verkostet wurden, allzu sehr in der Vergangenheit liegt, wäre eine Beurteilung nach meinen Prinzipien meines Erachtens nicht mehr aktuell genug. Dass sie sich in geschmacklicher und qualitativer Hinsicht auf einem ähnlichen Niveau (ca. 90 Punkte-Bereich) befinden, kann ich aber bestätigen.

 

Schokoladentests: "Tres Hombres"-Schokoladen von "Chocolatemakers"

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

Chocolatemakers "Tres Hombres"

Dominikanische Republik 75%

(mit Kakaonibs)

 

MHD Charge: 03/04/2020

Kakaoherkunft: Dominikanische Republik, Bauern-Kooperative "Conacado"

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten (v. a. Trinitario)

 

A) Duftaromen: ausdrucksstarke röstbetonte Noten (Nüsse, Brot), intensiv schokoladiger Charakter, prägnante Fruchtnoten (Zitrusfrüchte, Beeren) 13/18

B) Geschmacksaromen: zuerst röstige Nuss- und Brot-Akzente, Hauptteil geprägt von intensiven Röstnoten (geröstete Nüsse, Toastbrot, dunkle Brotkruste, kaffeige Akzente), Holz-Anklänge, dezente Fruchtnoten (Zitrusfrüchte, Trauben, Beeren-Anklänge), Abgang röstbetont mit nussigen und kaffeigen Akzenten, Nachgeschmack nussig-holzig, zitronig-säuerlich und leicht kaffeig, kleine Kakaonibs sorgen für rassigeres Kakaobohnen-Aroma mit Fruchtnote 43/48

C) sehr gut 3/3

D) etwas langsamere, aber sehr gute Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter, Kakaonibs: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltige und qualitätsbewusste Bean-to-Bar Schokoladenproduktion, Verwendung von qualitativen Bio-Kakaobohnen aus nachhaltigem Anbau, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern, umweltfreundlicher Kakao-Transport mittels Segelschiff 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 90/100

 

Fazit: Die hier verhältnismäßig etwas kräftiger gerösteten Kakaobohnen, die einen maßgeblichen Einfluss auf das Aromenspektrum in seiner Gesamtheit haben, erinnern stilistisch und geschmacklich an die Schokoladen von "Bonnat" oder "Pralus", wobei der Anteil an zusätzlich hinzugefügter Kakaobutter bei den "Chocolatemakers" meines Geschmackssinns und des etwas langsameren Schmelzverhaltens zufolge geringer zu sein scheint. Der prägnantere Röst-Charakter ist meiner Meinung nach sehr gut getroffen, da weder ein unerwünschter Geschmack von Verbranntem noch negativ konnotierte Bittertöne vorhanden sind. Von daher ist die röstbetonte Eigenart von "Chocolatemakers" ein tatsächlich interessantes und gleichsam lohnenswertes Espresso-ähnliches Geschmacks-Erlebnis, obwohl besondere oder komplexe Aromen nicht im Vordergrund stehen. Geschmacklich zeigen sich hier schwerpunktmäßig intensive, aber lieblich akzentuierte Röstnoten (geröstete Nüsse, Toastbrot, dunkle Brotkruste, dezent kaffeig), die von holzigen Anklängen und dezenten Fruchtnoten (Zitrusfrüchte, Trauben, Beeren-Anklänge) unterstützt werden. Die hier zusätzlich hinzugegebenen Kakaonibs verleihen der Schokolade mehr Wildheit, eine leichte Knusprigkeit sowie zusätzlich leichte Frucht-Tannin-Eigenschaften. Da die Kakaosplitter ähnlich wie z. B. bei der Nib-Schokolade von Zotter relativ klein sind, haben sie kaum einen störenden Effekt und sind daher auch für alle Feinschmecker ein Tipp, die nichts mit zu großen Nibs in Schokoladen anfangen können. Probierenswert ist diese dunkle Schokolade auf jeden Fall, zumal die hier verwendeten Bio-Kakaobohnen aus der Dominikanischen Republik obendrein umweltfreundlich mittels Segelschiff nach Europa transportiert wurden.

 

Chocolatemakers "Tres Hombres"

Dominikanische Republik

(Vollmilchschokolade mit 40% Kakaomasse)

 

MHD Charge: 20/03/2020

Kakaoherkunft: Dominikanische Republik, Bauern-Kooperative "Conacado"

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten (v. a. Trinitario)

 

A) Duftaromen: intensiver Milchkaramell-Charakter mit kräftigen Schokomilch-Akzenten, Noten frischer Sahne, dezente Fruchtnoten (Trauben-/Rosinen-Anklänge) 13/18

B) Geschmacksaromen: zuerst sofort intensive Milchkakao-Noten, Hauptteil intensiv schokoladig (nur leicht milchig) mit prägnanten Schokoladenmilch-Charakter, intensive Milchkaramell-Akzente, dezente Salzgebäck-Noten, holzige Anklänge, leichte Fruchtigkeit (Trauben-Anklänge), Abgang tiefschokoladig mit milchigen und salzigen Akzenten, Nachgeschmack von Salzkaramell mit purem Kakao und Holz-Anklängen 43/48

C) sehr gut 3/3

D) sehr gute Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaobohnen (40%), Zucker (25%), Milchpulver (24%), Kakaobutter (11%), Meersalz (0,5%): sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltige und qualitätsbewusste Bean-to-Bar Schokoladenproduktion, Verwendung von qualitativen Bio-Kakaobohnen aus nachhaltigem Anbau, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern, umweltfreundlicher Kakao-Transport mittels Segelschiff 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 90/100

 

Fazit: Obwohl der Kakaoanteil laut Hersteller nur bei 40 Prozent liegt, hat diese Vollmilchschokolade einen erstaunlich kräftigen Schokoladen-Karamell-Charakter mit intensivem Kakao-Aroma und nur dezenten Milch-Noten. Das ist aber keine Überraschung. Denn tatsächlich macht hier der reale Gesamt-Kakaogehalt prozentual etwas mehr als die Hälfte der Zutaten aus. Die Angabe von 40% Kakao auf der Vorderseite der Verpackung bezieht sich nur auf den Kakaomasse-Anteil, was unnötig irreführend ist. Üblich bei den meisten Herstellern ist nämlich, dass Kakaomasse inklusive Kakaobutter in seiner Gesamtheit angegeben werden. Da die Schokolade auch über 11 Prozent zusätzliche Kakaobutter verfügt, handelt es sich nach meinem Verständnis deshalb um eine 51-prozentige dunkle Milchschokolade. Der Zuckeranteil von 24 Prozent ist sogar niedriger als bei einer klassischen 70-Prozent-Schokolade ohne Milch. Sie schmeckt erstaunlich intensiv schokoladig und nur leicht milchig - eher wie eine heiße dickflüssige Trinkschokolade nach Pariser Art (z. B. Café Angelina), bei der die Kakao-Kraft mehr im Vordergrund steht als die darin enthaltene Milchkomponente. Auch feine Akzente von Milchkaramell und eine leichte Fruchtigkeit kommen hier deutlich zur Geltung. Die leichte Prise Meersalz, die hier ebenso enthalten ist, erweckt den Eindruck von Salzgebäck, das als leichte Note begleitend mitwirkt. Diese Milchschokolade hat in der Tat weit mehr zu bieten, als alle mir bekannten Vergleichsprodukte mit 40% Kakao. Diese Zahl ist ohnehin nur ein missglückter Trugschluss des niederländischen Produzenten. Eigentlich ist es eine intensive, nicht zu süße Milchschokolade mit 51% Kakao, bei der die aromatragende Kakaomasse definitiv im Vordergrund steht. Als Liebhaber von kräftigen Milch-Kakao-Kompositionen sollte man sich dieses gelungene Produkt nicht entgehen lassen.

 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladen-Blogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann.