Luisa Abram - Handgemachte Brasilien-Schokoladen aus Amazonas-Wildkakao

"Luisa Abram" ist eine kleine familiengeführte Schokoladenmanufaktur aus Sao Paulo in Brasilien, die sich auf die Herstellung von puren Ursprungs-Schokoladen aus wildwachsenden Kakaobohnen vom brasilianischen Amazonas-Regenwald spezialisiert. Das Schokoladen-Unternehmen ist selbstverständlich ein transparenter und kompromisslos nachhaltig operierender Bean-to-Bar Hersteller, bei dem die junge Gründerin den Großteil aller Arbeitsschritte selbst und mit zeitaufwändiger Handarbeit ausführt. Die junge Brasilianerin, die in England geboren wurde, studierte in Brasilien's Megametropole Sao Paulo gastronomische Wissenschaften. Somit weiß die junge Frau als Kulinarik-Expertin guten Geschmack zu schätzen und versteht alle hiermit zusammenhängenden biologischen Kreisläufe. Nach dem Studium entschied sie sich ihrem Traum nachzugehen, ein eigenes Start-Up zu gründen. Die Idee, hochwertige Edelschokoladen händisch und ausschließlich mit den bestmöglichen Rohstoffen in ökologischer Qualität brasilianischer Herkunft herzustellen, kam ihr sehr gelegen, da sie sich schon immer für Schokolade interessiert hatte. Obendrein wächst in ihrem Heimatland in den Amazonas-Gebieten ohnehin sehr seltener und hocharomatischer Wild-Kakao, den man in dieser natürlichen Wildform nur noch in in der Beni-Region Boliviens und sonst nirgendwo anders auf der Welt wiederfindet.

Da es sich um ein Familien-Unternehmen handelt, bekommt Luisa Abram viel Unterstützung in allen möglichen Bereichen von anderen Familienmitgliedern. Jede/-r bringt sich mit dem ein, was er/sie am besten kann. So ist Luisa Abram schwerpunktmäßig für den gesamten Prozess der Schokoladenherstellung zuständig, wohingegen ihr Vater, André Banks, der studierter Mathematiker ist, sich um die Pflege und Instandhaltung der Maschinen sowie generell um technische Belange kümmert. Ihre Mutter, Mirian Abram, beschäftigt sich mit der Logistik und den Finanzen. Die ältere Schwester, Andrea Abram, kümmert sich als Juristin um alle rechtlichen Angelegenheiten.  Eine aufschlussreiche Informationsquelle über die Firmenphilosophie von "Luisa Abram" stellt meiner Meinung nach ein schöner Youtube-Kurzfilm dar, den man sich unter folgendem Link anschauen kann.

Die Familie Abram verwendet nur wilden Edelkakao vom brasilianischen Amazonas-Urwald, den sie in direkter Partnerschaft und zu fairen Preisen von kleinen Bauern- und Sammler-Kooperativen bezieht. Auf diese Weise wird der Erhalt des Regenwaldes zusammen mit dem einzigartigen Wildkakao Brasiliens, der an teilweise schwer zugänglichen, nur per Boot erreichbaren Orten tief im Dschungel wächst, sowie die vor Ort lebenden indigenen Menschen mit einem langfristigen und stabilen Einkommen nachhaltig unterstützt. Die wilden Kakaobäume wachsen dort in der Regel entlang von Flussläufen. Aktuell stellt Luisa Abram brasilianische Ursprungs-Wild-Schokoladen von drei unterschiedlichen Fluss-Gebieten her: Rio Acara, Rio Purus und Rio Jurua.

Jede der drei Single-Origin-Schokoladen gibt es sowohl als Variante mit 70 sowie mit 81 Prozent Kakaoanteil. Alle Schokoladen sind sehr puristisch gemacht - sie bestehen nur aus den Zutaten, die wirklich notwendig sind, um das bestmögliche Aromenspektrum zu erzielen: Kakaomasse und Rohrzucker.

Getestet habe ich die 70-prozentige "Rio Acara", die mich in aromatischer Hinsicht durch ihre ausdrucksstarke vegetabil-blumige und melassig-kräuterige Kakao-Intensität geschmacklich überzeugt hat. Aktuell ist in Deutschland vorerst nur diese eine Schokoladensorte von "Luisa Abram" erhältlich. Als derzeit einziges Schokoladenfachgeschäft deutschlandweit bietet "Feine Schokolade Dressler" diese besondere Brasilien-Wildschokolade an, die man bei Interesse problemlos im Onlineshop kaufen kann.

 

Brasilien-Wildkakao-Schokolade von "Luisa Abram" im Geschmackstest

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

Luisa Abram - Brasilien - Rio Acara - Wildkakao - 70%

 

MHD Charge: 09/10/2020

Kakaoherkunft: Brasilien, Amazonas-Regenwald-Region entlang des Flusses "Rio Acara", indigene Sammler-Kooperativen

Kakaovarietät: einheimische, alte Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: sehr prägnante vegetabile Noten (grasig, blumig, kräuterig), inkl. fruchtig-fermentierte Akzente roter Früchte (Pflaumen, Trauben, Kirschen), melassige und sahnige Anklänge 15/18

B) Geschmacksaromen: zu Beginn tanninig-kakaoige, adstringierende und melassig-grasige Akzente; Hauptteil intensiv vegetabil mit ausdrucksstarken grasigen und blumigen Noten inkl. melassigen und sahnigen Akzenten, intensive Fruchtnoten mit tanninigen und leicht fermentierten Eigenschaften (Pflaumen, Trauben), dezent bittere Akzente im Hintergrund, Abgang bitter-kräuterig, melassig und fruchtig-fermentiert, langanhaltender und kräftiger Nachgeschmack mit kräuterig-grasigen und tanninig-fruchtigen Akzenten 44/48

C) sehr gut 3/3

D) langsamer Schmelz, aber gute Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Rohrzucker: sehr gut 18/18

F) sehr gut: vorbildliche und aromaschonende Bean-to-Bar Herstellung direkt im Anbauland Brasilien; direkte, faire und nachhaltige Kooperation mit brasilianischen Sammler- und Bauern-Kooperativen inkl. Regenwald-Schutz; einzigartiger und weltweit kaum verfügbarer "echter" Wildkakao aus den Amazonas-Regenwäldern Brasiliens 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 93/100

 

Fazit: Mit ihrem schwerpuntktmäßig grasig-floralen Aromen-Charakter, der bei dieser Wildkakao-Schokolade auf eine besonders intensive Weise zur Geltung kommt, zeigen sich meines Erachtens leichte geschmackliche Parallelen zum ecuadorianischen Nacional-Kakao. Unterstützend entfalten sich unverkennbar harmonisch integrierte melassige und sahnige Akzente sowie im späteren Verlauf ziemlich prägnante Fruchtnoten in Form von roten Früchten (Pflaumen, Trauben), die von dezent bitteren, kräftigen und tanninigen Tönen getragen werden. Alles in allem verfügt die Schokolade über ein komplexes und geschmacklich interessantes Aromenspektrum, das gleichzeitig sehr kräftig und bei einem Kakaogehalt von 70 Prozent deutlich weniger süß wirkt als das oft bei anderen qualitativ vergleichbaren Ursprungs-Edelschokoladen der Fall ist. Das liegt vor allem an den intensiv tanninigen Eigenschaften mitsamt der damit zusammenhängenden Bitterkeit. Die hier vorhandenen Bittertöne spielen aber eine eher untergeordnete Rolle und sollten meiner Meinung nach in Anbetracht der geschmacklichen Gesamtkomposition nicht unbedingt als negativ beurteilt werden, wie dies bei minderwertigem, aromaschwachen Konsumkakao aus Monokulturen der Fall ist. Die bitter-tanninigen Akzente dieses besonderen Dschungel-Wildkakaos, die am prägnantesten zu Beginn und im Abgang in Erscheinung treten, werden nämlich durch das wechselseitige Zusammenwirken mit den vielen anderen Aromen entsprechend abgepuffert, sodass diese schlussendlich nicht besonders abträglich wirken. Im Vergleich zur ebenso aus brasilianischem Wildkakao gemachten 71-prozentigen "Wilder Amazonas"-Schokolade, die auf Initiative des Regenwald-Instituts in der norddeutschen Schokoladenfabrik "Lubeca" produziert wird, ist Luisa Abram's Interpretation zweifellos deutlich aromaintensiver und wegen ihres wilder und rassiger herausgearbeiteten Charakters ohnehin das spannendere Feinschmecker-Produkt in der Gesamtheit. Als neugieriger Kakao-Enthusiast sollte man sich diese besondere Kakao-Delikatesse nicht entgehen lassen.

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladen-Blogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann. Die Luisa Abram-Schokolade mit brasilianischem Wildkakao aus dem Fluss-Gebiet am Rio Acara kann man aktuell nur bei "Feine Schokolade Dressler" kaufen.