Nachhaltige Gourmet-Schokoladen von Original Beans

Original Beans gehört zu den wenigen Vorzeigeunternehmen weltweit, die mit der Herstellung von Feinschmecker-Schokoladen aus seltenen Edelkakaos das Ziel verfolgen, einen maßgeblichen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Der Erhalt der tropischen Regenwälder mitsamt der komplexen Biodiversität sowie der Schutz und Respekt der Menschen vor Ort, die dort außergewöhnliche Kakaosorten anbauen, sind oberste Priorität. Als Mitbegründer der Organisation Direct Cacao macht sich das Unternehmen stark für Kakaobauern, die seltene Edelkakaos kultivieren.

Die hochwertigen Schokoladen werden in der Schweiz bei Felchlin hergestellt, einem auf Gran Cru Kakao spezialisierten Schokoladenhersteller. Alle verwendeten Zutaten sind stets ökologischer Qualität bzw. im Falle von nicht zertifizierten Rohstoffen oder Kakao mit glaubhaft und nachweislich nachhaltigen Methoden hergestellt. Die Zutaten der Single-Origin-Schokoladen wie der Milchschokoladen von Original Beans sind puristisch und kurz, wie es sich für qualitatitve Schokoladen gehört: Kakaobohnen, Rohrzucker, und - zum Zwecke der Verfeinerung des Schmelzes - ein bisschen Kakaobutter. Bei den Milchschokoladen kommt nur noch Vollmilchpulver hinzu.

Vergleichbar mit der Schokoladenmanufaktur Zotter aus Österreich gehören auch die Produkte von Original Beans aus meiner Sicht zu den nachhaltigsten Gourmet-Schokoladen, die außergewöhnliche Geschmacksaromen mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis vereinen, wobei sie preislich je nach Sorte bei etwa 4 bis 6 Euro pro 70-Gramm-Tafel im Vergleich zu Zotter schon ein bisschen mehr kosten. Die höheren Preise sind sicherlich bedingt durch die ehrgeizigen und aufwändigen Naturschutzprogramme und möglicherweise auch durch geringere Produktionsmengen. Hinzu kommt, dass zwar nicht mehr die zeitaufwändigste und daher kostenintensivste Längsreiberconche verwendet wird, eine traditionelle Schweizer Conchiertechnik, die schon 1879 von Rudolph Lindt erfunden wurde, aber immerhin Rundconchen, bei der Bitterschokoladen bis maximal 25 Stunden wie in einem Topf ohne große Aromenverluste verarbeitet werden. Die Längsreiberconche ist zwar eine effektive, jedoch bei weitem nicht die effizienteste Verarbeitungsmethode. Sie benötigt für ein ähnliches Ergebnis zwischen 24 und 72 Stunden. Am Beispiel von Domori, einem norditalienischem Gourmet-Schokoladenhersteller ebenso auf Weltniveau, können wir sehen, dass Schokoladen auch ohne Zusätze wie Emulgatoren in Form von Lecithinen (auch mit Verzicht von zusätzlicher Kakaobutter) schon nach 5 Stunden fertig conchiert sein können und trotzdem eine ganz feine Struktur aufweisen. Dies ist mit einer innovativen Hightech-Ballmühle möglich, die technisch gesehen allerdings eher einem Mahlprozess gleicht. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch die kleinen Steinmühlen von Chocolatiers aus der noch jungen Bean-to-Bar Szene. 

Original Beans Gründer Philipp Kauffmann:

Original Beans: Suche und Erhaltung der besten Kakaos gepaart mit Umweltschutz

 

Das niederländische Unternehmen Original Beans, das 2008 von Philipp Kaufmann, einem Umweltschützer mit langer Familientradition, gegründet wurde, schützt heimische Kakaosorten aus mittlerweile zahlreichen Biodiversitäts-Hotspots, indem auf eine direkte und zukunftsweisende Zusammenarbeit mit den lokalen Kleinbauern und indigenen Völkern gesetzt wird. Die Faktoren Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Förderung der einheimischen Kulturen und eine faire Bezahlung der Kakaobauern vor Ort sind besonders wichtig. Hierbei spielt Jan Marcel Schubert ein entscheidende Rolle. Als 'Conservation Cacao Leader' bei Original Beans begleitet der junge Mann die Kakao-Projekte vor Ort - in den entlegensten Orten des Amazonas-Dschungels. So verbringt der Indiana Jones des Kakaos rund zwei Drittel des Jahres in Südamerika (zuletzt schwerpunktmäßig in Ecuador), wo er enge und konstruktive Kontakte mit den Kakaobauern aus den verschiedenen Partnerschaften pflegt sowie auf Entdeckungsreise nach weiteren schützenswerten Kakaosorten geht. Das Kakao-Fachwissen des noch jungen und sympathischen Experten aus Mühlhamm bei Tittmoning ist groß, da er schon ein paar Jahre Dschungelerfahrung gesammelt hat. Bei mehreren Facebook-Chats konnte ich mich von seinen fortgeschrittenen Kenntnissen, besonders in Bezug auf die Kakaosorten-Diversität, überzeugen lassen.

Original Beans - Kakaojäger Jan Schubert:

Das Besondere bei Original Beans ist vor allem, dass mit jeder gekauften Schokoladentafel vor Ort entweder ein neuer Kakaobaum oder ein Schatten spendender Baum einer anderen Pflanzenart angepflanzt wird. Über eine Million Bäume wurden seitdem gepflanzt. Auf diese Weise soll nach dem Grundsatz, den schon 1791 der Nachhaltigkeitspionier Georg Ludwig Hartig vertrat, - ein Urgroßvater vom Firmengründer Philipp Kaufmann - garantiert werden, dass die nachkommenden Generationen mindestens genauso viel Vorteil aus der Vielfalt und Schönheit der Natur ziehen können. Original Beans bewahrt so vom Aussterben bedrohte Edelkakaos mitsamt der gesamten umliegenden Flora und Fauna. Bedrohte Tier- und Pflanzenarten, die oft nur in diesen speziellen Regionen vorkommen, werden geschützt. Mit dem Kauf der Schokoladen unterstützt man je nach Sorte ein anderes Umweltschutzprojekt und so leistet man einen Beitrag, dass zum Beispiel die noch wenig verbliebenen Berggorillas im Virunga Nationalpark in Kongo oder die ausschließlich in Papua lebenden Paradiesvögel mitsamt ihrer natürlichen Lebensräume bewahrt werden.

Bilder-Impressionen aus den Kakao-Anbauregionen Cusco in Peru und Esmeraldas in Ecuador:

Firmengründer Philipp Kaufmann: "Das Unternehmen Original Beans existiert nicht aus dem Grund, gute Schokolade herzustellen. Es gibt uns, weil wir die Probleme unserer Zeit lösen möchten."

 

Zudem unterstützt Original Beans die Kakaobauern mit diversen Schulungsprojekten (nachhaltige Anbaumethoden, Baumschulen) und weiteren Maßnahmen wie Beschaffung von neuer Ausrüstung und Beratung bei der Aufforstung, die mit den lokalen und kulturellen Gegebenheiten der Einheimischen in Einklang gebracht werden. 

Der kompromisslose Umweltschutz mittels Regenwald-Aufforstungsprojekten und gleichzeitigem Schutz dieser Lebensräume, die besonders im Rahmen der globalen Klimaerwärmung essentiell sind, schafft in Kombination mit der komplett kompostierbaren Schokoladenverpackung ein vollständig klima-positives Endprodukt für die Konsumenten und Feinschmecker. So besteht die Innenfolie aus recyclebarer Holzzellulose und auch die ökologischen Farben auf der Papierverpackung bauen sich vollständig ab.

Derzeit gibt es insgesamt 12 Schokoladensorten, die mit allumfassenden Umweltschutzprojekten einhergehen. Die von Original Beans verwendeten Kakaobohnen, die nachhaltig und stets mit agroforstwissenschaftlichen Methoden kultiviert werden, stammen aus drei Gegenden in Peru - im Norden Perus aus dem Piura-Flusstal in den Anden sowie dem in der Nähe gelegenem Dorf Malingas, dem Cusco-Tal in der Provinz La Convencion - , der Beni-Savanne in Bolivien, dem Mache-Chindul Naturreservat in der ecuadorianischen Region Esmeraldas, dem Yuna-Flusstal in der Dominkanischen Republik, dem Virunga Nationalpark im Ost-Kongo, dem Udzungwa Nationalpark in Tansania, in Papuas Regenwäldern in Indonesien sowie neuerdings aus dem Naturreservat Sierra Nevada in Kolumbien.

Die Kakao-Partner von Original Beans - u. a. Kakaobauern-Kooperativen aus Bolivien (Beni-Wildkakaoinseln), Kolumbien (Arhuaco-Indiander in Sierra Nevada), Kongo (Virunga Nationalpark), Peru (Piura-Tal), Papua (Regenwälder Westpapuas), Tanzania (Udzungwa Nationalpark):

Original Beans Schokoladensortiment

Das Sortiment besteht aus acht dunklen Single-Origin Schokoladen, einem dunklen 80%-Blend, zwei Milchschokoladen sowie einer weißen Schokolade.

Original Beans ist ohnehin ständig auf der Suche nach neuen seltenen Edelkakaos - unter anderem ist bekannt, dass in naher Zukunft neue Kakao-Projekte an Orten in Brasilien, Indien und Zentralamerika geplant sind. Ich bin schon gespannt, welche Schokoladen daraus hervorgehen werden, wobei ich mir bewusst bin, dass es noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, bis eine neue Schokoladensorte kreeirt wird. Möglicherweise wird es wieder im Herbst 2018 eine neue Single-Origin-Schokolade geben.

Das ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzept von Original Beans, das ein ehrgeiziges Umweltprogramm inklusive Arten- und Klimaschutz, gepaart mit der Herstellung von aromatischen Schokoladen aus seltenen Edelkakaos verfolgt, finde ich vernünftig und nachahmenswert. Nichtsdestotrotz handelt es sich gleichzeitig um eine kluge, weil zukunftsträchtige Marktstrategie, in der viel Potenzial steckt.

Im Folgenden gebe ich meine persönliche Meinung zu acht regelmäßig getesteten dunklen Schokoladen aus dem Original Beans Sortiment.

 

Dunkle Single-Origin Schokoladen von Original Beans im Geschmackstest

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

Original Beans Piura Porcelana 75 %

 

Zu der Sorte Piura Porcelana spüre ich eine besonders tiefe Verbundenheit mit sehr positiven Erinnerungen, die bis in eine Zeit vor inzwischen mehr als vier Jahren zurückreichen. Als ich im Herbst 2013 noch während meiner Studienzeit diese Schokolade nach langem Suchen zum ersten Mal im Basic Biomarkt entdeckte und in meinen Händen hielt, war meine Euphorie sehr groß. Es war zudem die erste Original Beans Sorte, die ich probiert habe. Bereits 2012 habe ich über den Blog von Peter Berger von den Original Beans Schokoladen gehört, nur waren die Produkte zu jenem Zeitpunkt noch nicht so leicht erhältlich wie es heutzutage der Fall ist. Umso größer war meine Freude, als ich herausfand, dass der Biomarkt in meiner Nähe auch weitere Original Beans Sorten im Sortiment führte. Mittlerweile gibt es Original Beans in vielen Biomärkten, und jetzt sogar auch über einen eigenen Onlineshop des Unternehmens.

Als ich die Schokolade zum ersten Mal probiert habe, war sie für mich ein bis dahin auf einem derartigen Level noch nicht erfahrenes Geschmacks-Highlight und so gehörte sie lange Zeit besonders wegen ihrer bemerkenswerten Fruchtaromen meines Erachtens zu den weltbesten Schokoladen. Es hat wirklich sehr lange gedauert, bis ich eine bessere Schokolade gefunden habe, wobei die Unterschiede auf diesem Niveau sowieso nicht mehr groß sind. Inzwischen hat zwar die Konkurrenz aufgeholt, zumal die Piura-Kakaoernte von Jahr zu Jahr verständlicherweise geschmacklich nicht immer gänzlich identisch ist (das ist aber normal und betrifft nahezu alle Regionen und Pflanzenarten). Die Qualität der Piura Porcelana ist aber nach wie vor recht konstant und momentan geschmacklich wieder auf einem ähnlich hohen Aromen-Niveau (betrifft die Piura-Ernte 2016) wie dies bei der Ernte aus dem Jahr 2013 der Fall war.

Die Schokolade, die aus weißen, in der Kakaowelt nicht oft vorkommenden Kakaobohnen aus dem Piura-Flusstal in Peru, hergestellt wird, gehört nach wie vor zu meinen Lieblingsschokoladen. Nachdem dieser seltene Albino-Kakao im Jahr 2007 vom Original Beans Team wiederentdeckt wurde, wird er seitdem anstelle von Reis von einer lokalen Kleinbauernkooperative in Mischkulturen angebaut. Im Rahmen dieses Projektes werden zusätzlich nur dort vorkommende Schmetterlinge geschützt.

Die aktuellste Charge (MHD 18.01.2019) duftet intensiv, aber angenehm fruchtig, vergleichbar mit Himbeeren. Im Geschmack ist von Anfang an eine aus meiner Sicht helle Kakaobohnen-Röstung (möglicherweise nicht über 120 Grad Celsius) erschmeckbar. Zuerst kommen zwar dezente nussige Noten zum Ausdruck, wobei sich gleich im Anschluss ausdrucksstarke fruchtig-beerige Aromen entfalten, die mich tatsächlich am ehesten an Himbeeren erinnern. Anschließend entwickeln sich daraus Zitrusfruchtnoten, die lange mit zum Schluss parallel verlaufenden leichten Nussaromen bestehen bleiben. Trotz des Kakaogehalts von 75 Prozent ist die Piura erstaunlich mild und überhaupt nicht bitter. Besonders punktet sie in meinen Augen mit ihrer gut ausbalancierten Fruchtigkeit, deren im positiven Sinne interessante Himbeernoten in dieser Form mir in fast keiner anderen Piura-Interpretation bei anderen Chocolatiers bekannt sind. Lediglich fällt mir die aromatisch vergleichbar komplexe Piura-Schokolade des Franzosen Franck Morin ein.

 

Kakaoherkunft: Peruanische Andenregion, Piura Flusstal

Kakaovarietät: Piura blanco (lokal selektionierter weißer Nacional-Kakao)

 

A) fruchtig-aromatisch: rote Früchte, Beeren, v. a. Himbeeren; leicht erdig 15/18

B) gut ausbalancierte, helle Röstung, dezente Nussnoten, Nougat-Akzente, intensiv beerige Aromen mit dominanten Himbeernoten, Zitrusfrüchte, Abgang fruchtbetont 43/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18

F) sehr gut: Bio, Fair, Mitglied Direct Trade, aufwändiges Naturschutzprojekt 4/4

G) Gesamteindruck: 6/6

 

Gesamtpunkte 93/100

 

 

Original Beans Piura Malingas 75%

 

Auch dieser Kakao kommt aus dem berühmten Piura-Tal im Norden Perus. Es handelt sich um eine im April 2017 als limitierte Edition neu eingeführte Sorte. Im Gegensatz zum porcelanaartigen Piura-Kakao, der in der Nähe wächst, ist dieser Kakao aber nicht weiß. Kleinbauern aus dem Dorf Malingas bauen ihn ebenso agroforstwirtschaftlich an. Auch wurde erst kürzlich in Malingas eine neue Baumschule errichtet. Bis Ende 2017 sind 18.000 Setzlinge geplant. Gepflanzt werden dort nicht nur Kakaobäume, sondern auch weitere einheimische Baumarten wie Mango und Zitrusfrüchte.

Ähnlich wie die Porcelana-Sorte entfaltet sich auch bei dieser Schokolade ein intensiv fruchtiger Duft. Dieser erinnert am ehesten an rote Früchte. Geschmacklich beginnt die Malingas-Schokolade kurz mit Nougataromen, die anschließend zu Beeren übergehen. Danach wird sie sehr fruchtbetont mit deutlichen Zitrusfrüchten sowie Maracuja. Die charakteristischen fruchtsäurespezifischen Aromen halten lange an. Da ich generell eine Vorliebe für zitrus- und beerenfruchtige Schokoladen habe, wie beispielsweise beim Madagaskar-Kakao, gefällt mir sie in dieser Hinsicht sehr - eine delikate Schoko-Fruchtbombe, die ich hinsichtlich der Aromentiefe, die sie dabei erreicht, gleichauf mit der neuen Ecuador-Schokolade von Zotter Seversal 75% sehe. Die Malingas-Schokolade ist für mich derzeit nicht nur die beste aus dem gesamten Original Beans Sortiment, in der Kategorie der besonders fruchtigen Schokoladen kenne ich kaum eine bessere. Ich denke, wer Madagaskar-Schokoladen mag, wird auf jeden Fall auch diese Peru-Rarität lieben. Nicht ohne Grund befindet sie sich aktuell in den Top10 meiner Favoriten.

 

Kakaoherkunft: Peruanische Andenregion, Piura Flusstal, Dorf Malingas

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Selektion

 

A) fruchtig-aromatisch, rote Früchtemischung 16/18

B) Nougat, Beeren, Zitrusfrüchte, Maracuja 44/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18

F) sehr gut: Bio, Fair, Mitglied Direct Trade, aufwändiges Naturschutzprojekt 4/4

G) Gesamteindruck: 6/6

 

Gesamtpunkte: 94/100

 

 

Original Beans Beni Wild Harvest 66%

 

Für diese Schokolade kommt wildwachsender Kakao aus bolivianischen Amazonas-Waldinseln der Beni Savanne zum Einsatz. Volker Lehmann, ein international bekannter Kakaoschutzpionier, entdeckte diese besondere Beniano-Varietät in den Anfangsjahren des neuen Milleniums. Einem Wildkakao typisch, sind die Kakaobohnen kleiner als gewöhnlich. Indigene Kakaobauern kommen nur per Kanu an die Kakaoinseln heran. Die gesammelten Bohnen werden anschließend per Boot an Land gebracht. Die Beni Region, wo der besondere Beniano-Kakao wächst, erstreckt sich über eine Fläche, die mit der Größe von Norddeutschland vergleichbar ist. Mit diesem Projekt werden heimische Blauhalspapageien geschützt.

Der Duft ist mit einer Mischung aus viel süßer Frucht und karamelisierten Nüssen vergleichbar. Von den Aromen her ist zu Beginn viel Honigsüße dominant, wobei dann auch leichte Anklänge von Aprikosenmarmelade hinzukommen. Zudem ist ein grundsätzlich durchweg stark schokoladiger Charakter im positiven Sinne vorhanden, der dem gesamten Aromenspektrum den Eindruck verleiht, eine Sachertorte zu kosten. Die Schokolade ist ohne Zweifel sehr gut, kommt jedoch aromenmäßig nicht ganz an die "Piura" und "Malingas" heran. Zudem könnte sie meiner Meinung nach einen Tick weniger Süße und stattdessen ein bisschen mehr Kakao vertragen. Ich denke, ein solch hochwertiger Kakao wie der Beniano hätte sehr wohl das Potenzial, auch als 70%-Interpretation zu funktionieren. Es wäre spannend, wenn Original Beans zusammen mit Felchlin eventuell einen solchen Versuch wagen würde.

 

Kakaoherkunft: Bolivien, Beni Savanne (Amazonas, Wildkakao auf bolivianischen Kakaowaldinseln „Chocolateles“)

Kakaovarietät: Beniano

 

A) süße Früchte, karamelisierte Nüsse 14/18

B) Honigsüße, Aprikosenmarmelade, stark schokoladig (cacaoté), Abgang süß ohne Bitterkeit – Gesamteindruck wie Sachertorte 43/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18

F) sehr gut: Bio, Fair, Mitglied Direct Trade, aufwändiges Naturschutzprojekt 4/4

G) Gesamteindruck: 6/6

 

Gesamtpunkte 90/100

 

 

Original Beans Cru Virunga 70%

 

Diese Schokolade ist wohl die bekannteste und zugleich am besten erhältliche Sorte des gesamten Original Beans Sortiments. Mit ihrem eher klassisch-schokoladigen Grundgeschmack erreicht sie womöglich ein breiteres Kundenspektrum und könnte - so meine Vermutung - in dieser Hinsicht ein Bestseller sein. Der Bio-Kakao wächst am Rande der Urwälder des Virunga Nationalparks in Kongo. Die Regenwälder dieses Naturreservats sind wegen des weltweit hohen Holzkohlebedarfs und der damit resultierenden Produktion schon fast abgeholzt. Daher versucht neben Original Beans unter anderem auch WWF Goma besonders engagiert mit einem nachhaltigen Aufforstungsprogramm vor Ort den Nationalpark aktiv zu retten. Die wenigen heimischen Berggorillas, die vom Aussterben bedroht sind, werden so geschützt. Seitens von Original Beans wurden schon hunderttausende Bäume gepflanzt.

Abgesehen von der Ernte aus dem Jahr 2015 (z. B. Charge V51135 0945, MHD 08/2017), die aus mir unbekannten Gründen unangenehme Fehlaromen in Form eines Schimmelbeigeschmacks aufwies (möglicherweise ist bei der Fermentation bzw. Trocknung etwas unbeabsichtigt schief gelaufen, wodurch sich verschimmelte Kakaobohnen inmitten intakter Kakaobohnen befanden?), sind alle anderen Jahresernten in den Jahren davor und danach immer geschmacklich tadellos gewesen. War die 2016 produzierte Schokolade Virunga-untypisch erstaunlich fruchtig mit Noten fermentierter Früchte und einer leichten Schärfe, so duftete eine im März 2017 hergestellte Charge (MHD 31/03/2019, Charge V71212 0836) nach Noten von Honig, Nüssen sowie roten Früchten. Auch geschmacklich weist sie eine angenehme Honigsüße auf, die von nussigen Aromen und einem kräftigen Schokoladengeschmack mit gen Abgang einsetzenden Fruchtanklängen von roten Früchten (vor allem Kirschen) begleitet wird. Im Großen und Ganzen ist die Virunga-Schokolade ein harmonisch schokoladiges Meisterstück, das zum Beispiel auch sehr gut als heiße Trinkschokolade mit kochendem Wasser anstelle von Milch geeignet ist.

 

Kakaoherkunft: Kongo, Virunga-Nationalpark

Kakaovarietät: Amelonado

 

A) Honig, Nuss, fruchtig, Toastbrot 15/18

B) Noten von Honig und Nüssen, intensiv schokoladig, dezente Fruchtnoten (rote Früchte, Kirschen) 42/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker, Kakaobutter: hervorragend 18/18

F) sehr gut: Bio, Fair, Mitglied Direct Trade, aufwändiges Naturschutzprojekt 4/4

G) Gesamteindruck: 6/6

 

Gesamtpunkte 91/100

 

 

Original Beans Cru Udzungwa 70%

 

Die Kakaobohnen der im Herbst 2016 eingeführten Schokolade werden im Udzungwa Mountains Nationalpark in Tansania ökologisch angebaut. Das Gebiet ist ein wichtiger Zufluchtsort für Tansanias bedrohte Berg-Elefanten, die sich auf ihrem Weg vom Wald in die Savanne häufig verirren und folglich über die Felder der Bauern trampeln. So ruinieren die schweren Tiere die Ernte und riskieren, erschossen zu werden.

Deshalb hat man Zäune aus Bienenstöcken gebaut, um den Kakao und gleichzeitig die Tiere zu schützen. Das war ein kluger Schachzug von Original Beans in Kooperation mit den Bauern vor Ort. Denn die Elefanten haben Angst vor dem Geruch und dem Geräusch der Bienen und halten sich somit fern von den Anbaugebieten. Ein weiterer Vorteil durch die Bienen ist, dass die Kakaobauern mit dem Honig ein zusätzliches Einkommen haben.

Ich muss gestehen, dass ich grundsätzlich kein großer Fan von Schokoladen mit zugesetzten Kakaonibs bin. Die kleinen Kakaobohnenstückchen beeinflussen das Schmelzverhalten so sehr, dass die eigentlichen Kakaoaromen aus der Schokolade nicht klar zur Geltung kommen können. Daher sehe ich solche Schokoladen vielmehr als angenehmen Knusperspaß, bei dem man nicht lange nachdenken sollte, der aber durchaus sehr wohl gut schmecken kann. In dieser Hinsicht ist die Cru Udzungwa Schokolade möglicherweise sogar die zurzeit geschmacklich beste Dunkelchokolade, die mit Nibs versehen ist. Davor war es meines Erachtens Valrhonas berühmte Guanaja-70%-Blendschokolade mit Nibs, die nach wie vor ein solides Produkt bleibt.

Der Duft der Udzungwa-Schokolade ist angenehm intensiv schokoladig mit floralen und fruchtigen Anklängen. Auch der typische Geruch gerösteter Kakaonibs ist gut erkennbar, welcher wiederum die deklarierten orange-artigen Aromen zum Audruck bringt.

Was ihren Gesamtgeschmack betrifft, so scheint es mir, dass sie aromenmäßig ein bisschen dem Virunga-Kakao gleicht. Wären keine Kakaonibs enthalten, könnte ich hierzu konkretere Eindrücke mitteilen. Ohne Zweifel hat sie einen intensiv schokoladigen Grundcharakter, der ebenso leichte blumig-fruchtige Akzente besitzt. Besonders durch die Kakaonibs wird das von Original Beans deklarierte Orangenaroma vermittelt.

 

Kakaoherkunft: Tansania, Udzungwa Mountains Nationalpark

Kakaovarietät: Trinitario?

 

A)  intensiv schokoladig, dezent blumig und fruchtig 15/18

B) intensives Schokoladenaroma, blumig-fruchtig mit Orangennoten, nussige Akzente 42/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker, Kakaobutter, Kakaonibs: sehr gut 18/18

F) sehr gut: Bio, Fair, Mitglied Direct Trade, aufwändiges Naturschutzprojekt 4/4

G) Gesamteindruck: 6/6

 

Gesamtpunkte 91/100

 

 

Original Beans Papua Kerafat 68%

 

In Kooperation mit Original Beans hat WWF Indonesien im Jahr 2014 den historischen Kerafat-Kakao in Papua im Dschungel West-Neuguineas wiederentdeckt. Nachdem das Gebiet von Papua Ende der sechziger Jahre in den Staat Indonesien eingegeliedert wurde, geriet der damals von holländischen Kolonialsiedlern angebaute Kakao in Vergessenheit. Das Original Beans Projekt unterstützt die indigenen Einwohner, die den Kakao nachhaltig kultivieren und leistet einen Beitrag zum Erhalt der ausschließlich in Papua vorkommenden Paradiesvögel, die in einem 6.000 Hektar großen Gemeinschaftswald leben. Leider gab es bislang jedes zweite Jahr klimatisch bedingte Ernteausausfälle, die dazu geführt haben, dass nur in den Jahren 2014 und 2016 mengenmäßig ausreichend viel Kerafat-Kakao geerntet werden konnte. So produzierte Felchlin daraus die letzte Charge von Schokoladentafeln in begrenzter Anzahl für Endverbraucher im Frühherbst 2016. Im Jahr 2017 fiel der Ernteertrag - der menschengemachte Klimawandel kennt kein Erbarmen - wieder derart gering aus, dass es auch in diesem Jahr keine neue Charge geben wird. Es bleibt zu hoffen, dass Papuas indigene Kakaobauern gerade wegen dieses großen finanziellen Verlustes, für den sie keine Schuld tragen, von Original Beans nicht im Stich gelassen werden und durch entsprechende Hilfemaßnahmen Unterstützung bekommen, damit sie nächstes Jahr, wenn das Wetter wieder mitspielt, genügend Kakao ernten können.

Was die Schokolade anbelangt, ist sie sowohl im Duft als auch im Geschmack besonders mild. Ihr Duft erinnert am ehesten an eine Mischung von Trockenfrüchten, gepaart mit einer dezenten Rahmnote.

Im Geschmack entfalten sich tatsächlich die von Original Beans deklarierten Birnenaromen, jedoch recht dezent. Im Großen und Ganzen weist die Kerafat-Schokolade Aromen auf, die mit einer Mischung vieler unterschiedlicher gelber und roter Früchte gleichzusetzen ist. Sie bleibt fruchtig bis zum Schluss, allerdings sind die Fruchtaromen sehr gezähmt im Vergleich zu den Sorten "Piura" und "Malingas". Insgesamt ist auch diese Original Beans Sorte eine gelungene Ursprungs-Schokolade. Ich bin gespannt, ob 2018 möglicherweise eine neue Charge produziert werden kann und wenn ja, wie diese aromenmäßig ausfallen wird.

 

Kakaoherkunft: Papua, Indonesien

Kakaovarietät: wiederentdeckte alte Kakaosorte - Criollo, Amazon?

 

A) Trockenfrüchte, Rahm 13/18

B) cacaoté, Noten von Birnen, milde Fruchtmischung, Abgang mit Fruchtsäureanklängen 43/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18

F) sehr gut: Bio, Fair, Mitglied Direct Trade, aufwändiges Naturschutzprojekt 4/4

G) Gesamteindruck: 6/6

 

Gesamtpunkte 90/100

 

 

Original Beans Grand Cru Blend No. 1 80%

 

Dieser Blend, der zum 5-jährigen Jubiläum von Original Beans entwickelt wurde, besteht aus aus Kakaobohnen aus Peru, Ecuador und Kongo. Da es sich um eine Kakaobohnenmischung mehrerer Provenienzen handelt, gibt es verständlicherweise keine genauen Angaben zu den ausgewählten Kakaosorten. Da es sich sicherlich um Kakaobohnen der von Original Beans betreuten Projekte handelt, vermute ich, dass Kakao aus dem Piura-Tal, der ecuadorianischen Provinz Napo oder Esmeraldas und aus dem Virunga Nationalpark verwendet wird. 

Besonders gefällt mir die Tatsache, dass die Schokolade komplett ohne zusätzliche Kakaobutter auskommt. Das Schmelzverhalten ist zwar hierdurch geringfügig schwerer, was mir jedoch umso mehr Freude bereitet. Die Schokolade schmilzt im Mund nicht so schnell weg und lässt so mehr Spielraum für die Aromenentfaltung im Gaumen. Hinzu kommt, dass ich diesen Blend auch geschmacklich besonders schätze. Denn trotz des hohen Kakaogehalts von stolzen 80 Prozent ist sie ausgesprochen aromatisch-fruchtig und dennoch kaum bitter. Daher gehört sie zu meinen Lieblingsschokoladen in der Kategorie ab 80 % und aufwärts und befindet sich demgemäß in meinem Top10-Ranking.

Ihr Duft ist angenehm fruchtig - vor allem mit Beerenaromen - sowie dezent erdig.

Auch geschmacklich zeigt sie sich ausgesprochen fruchtig. Zu Beginn kommen leichte Kaffeenotem zum Vorschein, die anschließend schnell zu einer intensiven Waldbeerenmischung umschwenken. Die Fruchtsäure hält lange bis zum Schluss an - eine fruchtige Meisterleistung. Dass auch Piura-Kakao hier mit im Spiel ist, ist daher wohl kaum zu bezweifeln.

 

Kakaoherkunft: Blend aus Südamerika (Peru, Ecuador-Kallari?) und Afrika (Kongo, Virunga?)

Kakaovarietäten: Fortunato #4(?), Nacional(?), Amelonado(?)

 

A) fruchtig, beerig, erdig 15/18

B) kaffeeig, Noten von Waldbeeren u. Heidelbeeren, viel Fruchtsäure im Abgang, Nachgeschmack leicht adstringierend 44/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker: hervorragend 18/18

F) sehr gut: Bio, Fair, Mitglied Direct Trade, aufwändiges Naturschutzprojekt 4/4

G) Gesamteindruck: 6/6

 

Gesamtpunkte 93/100

 

 

Original Beans Arhuaco Businchari 82%

 

Verwendet wird in dieser neuen Original Beans Sorte eine alte weiße Kakaosorte des Typs Bunsi, die erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt wurde und von den Arhuaco-Indianern im Nationalpark Sierra Nevada in Kolumbien agroforstwirtschaftlich angebaut wird. Vermutlich gehört der Bunsi-Kakao zu den genetisch reinsten Criollo-Sorten - dies wird gerade wissenschaftlich untersucht. Relativ sicher ist aber, dass diese Kakaosorte schon vor 500 Jahren existierte und von den Einheimischen kultiviert wurde.

Jahrhunderte lang durften die Arhuaco-Indianer zuerst wegen spanischer Eroberer und dann wegen Drogenmafias ihr Stammesgebiet nicht bewohnen. Erst vor zehn Jahren ist diese alte indigene Kakaokultur wieder zum Leben erwacht. Gleichzeitig werden im Rahmen des Naturschutzprogramms einheimische Schildkröten geschützt.

Auch gibt es hierzu ein hörenswertes Webinar, in dem der Kakaoexperte Jan Schubert aus erster Hand über die indigenen Arhuaco-Indianer und ihren besonderen Kakao berichtet.

In der Kategorie der über 80-prozentigen Schokoladen gehört diese Schokolade meines Erachtens zweifellos zu den besten, die es derzeit auf dem Markt gibt. Sie weist eine gefällige Fruchtigkeit auf und besitzt wenig Bitteraromen.

Sie duftet intensiv fruchtig - schwerpunktmäßig nach Beeren, Zitrusfrüchten und fermentierten Früchten, wobei auch dezente Anklänge eines mild gereiften Käse zu spüren sind.

Was ihre Geschmacksaromen anbelangt, so kommen nach anfänglichen nussigen Akzenten vor allem grasige und blumige Aromen zum Vorschein, die sich anschließend in Richtung Zitronengras sowie Zitronen entwickeln. Später machen sich Lakritz- und Sesamnoten im Gaumen bemerkbar. Ähnlich wie der 80-prozentige Blend von Original Beans schmeckt mir auch diese hochprozentige Schokolade besonders. Auch diese Schokolade kommt ohne zusätzliche Kakaobutter aus.

 

Kakaoherkunft: Kolumbien, Nationalpark Sierra Nevada, Stammesgebiet der indigenen Arhuacos

Kakaovarietät: seltene, alte wiederbelebte Criollo-Kakaosorte: weißer „Bunsi“-Kakao

 

A) intensive Fruchntnoten (Beeren, Zitrusfrüchte, fermentierte Fruchtanklänge), grasige Noten 16/18

B) leicht nussige Akzente, grasig-blumige Noten, Zitronengras, Zitrusfrüchte, Lakritze, Sesam-Akzent zum Schluss 44/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker: hervorragend 18/18

F) sehr gut: Bio, Fair, Mitglied Direct Trade, aufwändiges Naturschutzprojekt 4/4

G) Gesamteindruck: 6/6

 

Gesamtpunkte 94/100

 

 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladenblogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann. Am leichtesten bekommt man die Schokoladen direkt über den eigenen Onlineshop von Original Beans. Auch sind Original Beans-Schokoladen in der Regel in vielen Schokoladenfachgeschäften und mittlerweile auch in den meisten Biomärkten erhältlich.