Gourmetschokoladen aus vorbildlichen Regenwaldschutzprojekten

Dass besonders Massentierhaltung und der damit zusammenhängende großflächige Anbau von Soja als Futtermittel für Industriestaaten oder die Gewinnung von Palmöl für die Lebens- oder Kosmetikindustrie dazu beiträgt, dass unnötig viel lebenswichtiger Regenwald zerstört wird, ist beim Großteil der Gesellschaft inzwischen angekommen. Nach Meinung vieler Experten besteht ohnehin rascher Handlungsbedarf, wenn wir auch noch in hundert Jahren eine lebensfähige und intakte Erde haben möchten. Die Bewahrung der tropischen Regenwälder ist hierbei zwar neben vielen weiteren essenziellen Maßnahmen nur ein einzelner Baustein, jedoch von enormer Wichtigkeit. So könnte Regenwaldschutz als Ausgangspunkt für alle anderen zusammenhängenden Herausforderungen der Welt genutzt werden.

So erläutert unter anderem Dr. Rainer Putz vom Regenwald-Institut Freiburg, wie unumgänglich es ist, dass sich jeder von uns Gedanken über die Zukunft der Regenwälder macht. Die zwei wichtigsten Aspekte betreffen das Klima und Artenreichtum. Wenn man das Amazonasbecken aus dem Weltall betrachtet, so erkennt man, wie eng das Klima in Europa mit dem Klimaregulator Regenwald verbunden ist. Und was die Artenvielfalt betrifft, hat man kürzlich mit einer wissenschaftlichen Fällung von lediglich zwei alten Regenwaldbäumen 5000 verschiedene Insekten und Kleintiere entdecken können.

Auch als Schokoladen-Liebhaber können wir zumindest einen kleinen positiven Beitrag für die Erde leisten, zum Beispiel mit dem Kauf von außergewöhnlichen Gourmet-Schokoladen, die aus nachhaltig mitten im Regenwald angebauten Edelkakaos hergestellt werden.

Drei aus meiner Sicht vorzüglich schmeckende Schokoladen, hinter welchen besonders ambitionierte Kakao-Projekte stehen, die aktiv die menschlich-soziale Seite der Kakaobauern und einen nachhaltigen Regenwaldschutz gleichermaßen unterstützen, sind folgende Kakao-Köstlichkeiten: Rio Napo Grand Cru Waldschokolade Ecuador 73%, Chuncho Gold Peru 70%, Wilder Amazonas Brasilien 71%.

Alle drei Schokoladen bieten im Hinblick auf die Verwendung äußerst seltener und aromatischer Kakaosorten ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Als Weihnachtsgeschenk unter dem Weihnachtsbaum sind sie ebenso gut geeignet.

 

Drei nachhaltige Feinschmecker-Schokoladen inklusive Regenwaldschutz im Geschmackstest

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

 

Rio Napo Grand Cru Waldschokolade 73%

 

Auf Initiative von "Original Food", einem auf nachhaltig-sozialen Genussnahrungmitteln spezialisiertem Unternehmen, entstand im Jahr 2010 in Zusammenarbeit mit dem Regenwaldverein "Geo schützt den Regenwald e. V.", ecuadorianischen Kichwa-Indianern der Kleinbauernkooperative "Kallari" und dem Schweizer Grand Cru Schokoladenhersteller "Felchlin" diese aromatisch-fruchtige Feinschmecker-Schokolade. Die indigenen Kakaobauern aus der Provinz Napo im Regenwald Ecuadors, über die ich schon in meinem letzten Blog-Beitrag (siehe 9.12.2017) berichtet habe, haben ihre autonome Vorreiter-Kooperative schon 1997 gegründet. Seitdem lassen die Kichwa-Indianer aus ihren agroforstwirtschaftlich kultivierten Kakaobohnen dunkle Gourmet-Schokoladen in einer Produktionsstätte im eigenen Land herstellen.

Das Deutsch-Schweizerische Projekt, das ihre Anfänge im Jahr 2006 hat, dient sozusagen als zusätzliche Unterstützungsmaßnahme seitens der Europäer. Durch die Abnahme eines Teils der Kakaoernte inklusive zahlreicher Unterstützungsmaßnahmen vor Ort (z. B. Optimierung der Kakaoqualität durch verbesserte Nachernteverfahren) bestärken sie nur die damit einhergehenden Ziele von Waldschutz, Einkommensförderung der Kakaobauern und den Respekt mitsamt Bewahrung einer alten Indianerkultur. Auch hatte die europäische Beteiligung zur Folge, dass der besondere Edelkakao Nacional aus Ecuador zugänglicher für den internationalen Spezialitätenmarkt und folglich bekannter wurde.

Die in der Schweiz durch Felchlin hergestellte Schokolade mit 73 Prozent Kakaogehalt enthält keine Vanille im Gegensatz zu den von Kallari selbst hergestellten Schokoladen. Das ist sofort eindeutig am erstaunlich fruchtigen Duft der Schokolade zu riechen. Zwar haben sich die Chargen je nach Kakaoernte von Jahr zu Jahr immer aromenmäßig unterschieden, allerdings waren die Qualitätsunterschiede nie allzu abweichend. Die aktuellste mir zur Verfügung stehende Charge (Kakaoernte 2016, MHD 22/02/2019, Charge L71308 0807) weist einen betörenden Duft von Trockenfrüchten, roten Früchten und Aprikosen mitsamt erdigen Untertönen auf. Geschmacklich entfalten sich zu Beginn nussige Aromen. Auch kommen an Haselnussnougat erinnernde Noten intensiv zum Ausdruck. Anschließend wird sie vermehrt fruchtiger, jedoch nicht übertrieben fruchtig. Rote Früchte, Pflaumen und Trauben sind vor allem schmeckbar. Zum Schluss hin zeigt sich gleichzeitig zur gut ausbalancierten Fruchtigkeit nochmals sehr dezent eine nussige Komponente. Die aromatisch komplexe und gleichzeitig äußerst milde Schokolade ohne jegliche Bitternoten ist meines Erachtens eine hervorragende Schokolade, die sehr gut die Eigenheiten des Nacional-Kakaos der Kallari-Kooperative zum Ausdruck bringt und gleichzeitig deren besonders hohe Kakaoqualität bestätigt.

Kaufen kann man die Schokolade am einfachsten im Onlineshop von Original Food. Auch ausgesuchte Fairtrade-Läden sowie breitgefächerte Schokoladenfachgeschäfte wie z. B. chocolats-de-luxe haben diese spezielle Delikatesse in ihrem Sortiment.

 

Kakaoherkunft: Ecuador (Kichwa-Indianer)/Provinz Napo, Kallari-Kooperative

Kakaovarietät: v. a. Nacional

 

A) Trockenfrüchte (rote Früchte, Aprikosen) erdige Töne 16/18

B) nussige Noten, Haselnussnougat, dezente fruchtige Noten (rote Früchte, Pflaumen, Trauben), Abgang nussig-holzig-fruchtig 44/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) sehr gut 18/18

F) sehr gut: Bio, Fair, Naturschutz 4/4

G) Gesamturteil 6/6

Gesamtpunkte 94/100

 

Chuncho Gold Peru 70%

 

Auch bei dieser neuen Schokolade von PERU PURO, die erst seit Anfang Dezember 2017 auf dem Markt käuflich zu erwerben ist, handelt es sich um ein einzigartiges Kakao-Geschmackshighlight. Als Mitglied von FAIR BAND, einem Bundesverband für fairen Import und Vertrieb, verfolgt das Unternehmen die Vision hin zu solidarischen, menschengerechten und nachhaltigen Wirtschaftsformen, die allen Menschen der Welt ein Leben in Würde ermöglichen.

Hergestellt wird die Schokolade in der Schweiz.

Peru Puro gibt zwar nicht explizit an, in welcher Schokoladenfabrik das Produkt entsteht, aber anhand des charakteristischen Verpackungsstils, der Tafelform und des Produktgewichts kann eigentlich nur der Grand Cru Spezialist "Felchlin" in Frage kommen. Hinzu kommt, dass im Rahmen der ersten Charge nur 1 Tonne Kakao verarbeitet wurde. Dies ist ein weiteres Indiz, welches eindeutig auf dieses Unternehmen schließen lässt, zumal in der Schweiz nur Felchlin für seine Partner auch verhältnismäßig kleine Kakaomengen zu Schokolade fertigen lässt.

Verwendet werden ausschließlich seltene Kakaobohnen der Sorte Chuncho, einem Ur-Kakao, von dem alle Kakaosorten der Welt abstammen sollen. Dieser Kakao wächst nur im artenreichen Urubamba-Tal Perus, an den Ufern des gleichnamigen Flusses, etwa 200 Kilometer nordöstlich der nächstgelegenen Großstadt Cusco. Dort wird der Kakao von der peruanischen Kleinbauernkooperative APECMU, die 2012 gegründet wurde, in artenreichen Mischkulturen angebaut. Mithilfe agroforstwirtschaftlicher Anbaumethoden leisten die Einheimischen einen maßgeblichen Beitrag zum Regenwald-, Wasser- und Klimaschutz. Die hierzu essenziellen Techniken für nachhaltigen Kakaoanbau wurden von Experten vermittelt.

Die APECMU-Kooperative verkauft ihren hochwertigen Chuncho-Kakao direkt an das noch junge deutsche Unternehmen PERU PURO, das 2015 von Dr. Arno Wielgoss und Dr. Frauke Fischer gegründet wurde. Da die beiden deutschen Tropenbiologen den Kakao deutlich über Fairtrade- und Bio-Niveau abkaufen, sind die Kakaobauern in der Lage, ein selbstbestimmtes Leben ohne Spenden aufzubauen. Durch jahrelange Arbeitserfahrung auf mehreren Kontinenten haben die deutschen Forscher die vielen Facetten von Regenwaldzerstörung und der damit zusammenhängenden Armut vor Ort genauestens kennengelernt. Arno Wielgoss promovierte in tropischer Agrarökologie. Als Kakaokenner forschte er im Rahmen seiner Promotion im Bereich Kakao und untersuchte hierfür den Einfluss von Ameisenpopulationen auf den Kakaoertrag. Der Nüdlinger ist auch zusammen mit seinen Eltern Mitbegründer des seit 2000 bestehenden gemeinnützigen Vereins "Frederic - Hilfe für Peru e. V.", der sich auf Entwicklungshilfe im peruanischen Urubamba-Tal konzentriert. Die Entwicklungsorganisation entstand durch einen familiären Schicksalsschlag. Im Alter von 18 Jahren wurde Arno Wielgoss' zwei Jahre älterer Bruder beim Baden im Urwaldfluss Urubamba von einem Strudel erfasst und wird seitdem vermisst. Nachdem die langwierige und mit Spenden finanzierte Suchaktion erfolglos beendet wurde, beschloss die Familie mit dem gebliebenen Geldüberschuss den Menschen in der Region zu helfen.

Und was das Unternehmen Peru Puro betrifft, rund fünf Tonnen Chuncho-Kakao jährlich kauft das deutsche Unternehmen von der Kooperative ab, der in Deutschland entsprechend vermarktet wird. Die direkt eingekauften Kakaobohnen hat man zuerst als ganze geröstete Kakaobohnen und in Rohkostqualität sowie ebenso als geröstete Kakaonibs und Kakaotee zum Verkauf angeboten. 

Die seit Dezember 2017 erhältliche Schokolade zeigt eine meines Erachtens durchaus interessante Interpretation dieses Chuncho-Kakaos. Da auch die österreichische Schokoladenmanufaktur Zotter seit Oktober 2017 eine 72-prozentige Dunkelschokolade mit peruanischem Chuncho-Kakao von der nördlich von Cusco gelegenen Provinz La Convencion anbietet, ist sicherlich nicht auszuschließen, dass es sich sogar vielleicht um denselben Kakao von der APECMU-Kooperative handelt.

Im Vergleich zur Chuncho-Schokolade von Zotter, besitzt die in der Schweiz durch Felchlin gefertigte Version von Peru Puro mit 70 Prozent Kakaoanteil zwar nicht die gleiche Aromenkomplexität, allerdings haben beide Schokoladen eine charakteristische Mildheit gemeinsam. Ein weiterer Unterschied zu Zotter ist der Vanille-Einsatz, der aber zum Beispiel im Vergleich zu den stark mit Vanille aromatisierten Kallari-Schokoladen deutlich dezenter ausfällt, was die Kakaoaromen besser zur Geltung kommen lässt. Der Duft der Peru Puro Schokolade ist einzigartig und gehört zweifellos zu einem Geruchserlebnis der besonderen Sorte. Für eine 7o-prozentige Dunkelschokolade sehr untypisch riecht sie besonders ausdrucksstark nach italienischem Haselnuss-Gianduja-Nougat. Leichte Vanilletöne gepaart von karamelisierten Noten und schwachen Fruchtanklängen zeigen sich ebenso.

Im Geschmack ist sie erstaunlich süß und mild. Nuss-Nougat und karamelisierte Nüsse sind die dominantesten Aromen am Anfang, die anschließend von dezenten Pflaumen- und Traubennoten und einem nussigen Abgang begleitet werden. Die Chuncho-Schokolade von Zotter schneidet zwar aromenmäßig besser ab, so ist nichtsdestotrotz das Produkt von Peru Puro ein qualitativ hochwertiges Gourmet-Erlebnis, das ich wärmstens empfehlen kann. Die Dunkelschokolade punktet vor allem mit dem tollen Gianduja-Duft und der außerordentlichen Milde.

Zurzeit ist diese Schokolade hauptsächlich über den Onlineshop von Peru Puro käuflich zu erwerben.

 

Kakaoherkunft: Peru, Region Cusco, Urubamba-Tal, Kleinbauernkooperative APECMU

Kakaosorte: Chuncho

 

A) süßes Haselnuss-Gianduja, dezente Vanilletöne, karamelisiert, leichte Fruchtanklänge 15/18

B) erstaunlich süß und mild, nussig: Nuss-Nougat, karamelisierte Nüsse, dezente Fruchtnoten (v. a. Pflaumen, Trauben), nussiger Abgang 42/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutte, Vanille: sehr gut: 18/18

F) sehr gut: Bio, Fair, Naturschutz 4/4

G) Gesamturteil 6/6

Gesamtpunkte: 91/100

 

Wilder Amazonas Brasilien 71%

 

Im Gegensatz zu den vorher vorgestellten Schokoladen werden für dieses Gourmet-Produkt ausschließlich wildwachsende Kakaobohnen vom brasilianischen Amazonas-Regenwald verwendet. Die Schokolade entstand auf Initiative des Regenwald-Instituts, welches im Jahr 1998 von Freiburger Wissenschaftlern aus den Bereichen Agrartechnologie, Biologie, Informatik und Medizin gegründet wurde.

Das Ziel des Vereins ist ein nachhaltiger und ganzheitlicher Schutz der Regenwälder mithilfe wissenschaftlicher Methoden. Auch die Interessen indigener Bevölkerungsgruppen werden geschützt und respektiert. Das Forschungsinstitut führt dabei innovative und wissenschaftlich fundierte Projekte durch, um den Ursachen der Regenwaldvernichtung zu entgegnen. Im Vorstand befindet sich unter anderem der Diplombiologe Dr. Rainer Putz, ein Regenwald-Experte, der auch für die Koordination des Regenwaldladens zuständig ist. Auch der Regenwaldladen ist Mitglied von FAIR BAND, einem deutschlandweiten Zusammenschluss von über 30 kleinen und mittelständischen Importeuren und Händlern für fair gehandelte Produkte.

Mit einem Vorzeigeprodukt wie der Schokolade "Wilder Amazonas" gelingt es meines Erachtens dem Regenwald-Instituts sehr gut, die natürlichen Reichtümer des brasilianischen Amazonas-Regenwalds in Wert zu setzen.

Bis zum Jahr 2013 wurde die brasilianische Regenwaldschokolade vom Bremer Schokoladenunternehmen "Hachez" hergestellt. Nachdem aber die norddeutsche Schokoladenfabrik 2012 an die profitorientierte Holding "Toms" aus Dänemark verkauft wurde, hatte der neue Eigentümer schon nach einem Jahr kein Interesse mehr, das ambitionierte Regenwald-Projekt fortzuführen. Weil 2013 von Hachez die letzten Brasilien-Schokoladen produziert wurden, so waren diese Tafeln wegen ihrer langen Haltbarkeit von mindestens zwei Jahren auch noch bis ins Jahr 2015 hinein in bestimmten Supermärkten bis zum endgültigen Ausverkauf erhältlich.

Anschließend dauerte es drei Jahre lang, bis sich ein neuer Partner 2016 bereit erklärte die Produktion der Wildkakao-Schokolade zu übernehmen. So begann im Frühjahr 2017 das Lübecker Schokoladenunternehmen "Lubeca" mit der Verarbeitung der wilden Kakaobohnen, nachdem diese nach einer dreimonatigen Schiffsreise im November 2016 im Hafen von Antwerpen angekommen sind. Da wilder Kakao etwa ein Drittel kleiner ist als gezüchtete Plantagensorten, hatte dies zur Folge, dass die kleinen Kakaosamen im herkömmlichen Kakaoröster hindurchfielen, sodass der vorläufige Plan, bereits zu Weihnachten 2016 fertige Schokoladen zu haben, gescheitert ist. Das Unternehmen Lubeca, das ebenso auf Lübecker Marzipan spezialisiert ist, fand schließlich einen für die kleinen Bohnen geeigneten Röster, um die Kakaoaromen professionell herauskitzeln zu können.

Die wesentlichen Produktionsschritte vom Rösten bis zur fertigen Kakaomasse werden in Lübeck abgewickelt. Den Rest, also das Schokoladentafel-Gießen erledigt die Confiserie Gmeiner aus Appenweier in Baden-Württemberg. Im April 2017 waren die neuen Schokoladen fertigproduziert, konnten aber aus organisatorischen Gründen und bedingt durch die anschließende Sommerperiode erst ab Anfang September 2017 zum Verkauf angeboten werden.

Die wilden Kakaobohnen (es handelt sich um die Varietät Purus, die zu den ältesten bekannten und genetisch reinsten Kakaosorten gehört - siehe hierzu z. B. meinen Beitrag vom 1.11.2017) wachsen entlang des Rio Purus im geschützten Amazonas-Nutzreservat Arapixi im Nordwesten Brasiliens. Die lokale Sammlerkooperative COOPERAR , die aus 300 Familien besteht, ist für die aufwendige Suche der oft 10 Meter hohen und wilden Kakaobäume im dichten Regenwald zuständig. Eine weitere Erschwernis ist der strapaziöse Zugang. Die indigenen Kakaosammler erreichen die Kakaobäume nämlich nur per Kanu oder Boot. Die Trocknung und Fermentation erfolgt vor Ort und auch die Bezahlung sowie die Kooperation mit dem Regenwald-Institut geht weit über Fairtrade-Standards hinaus.

Im Duft zeigt sich die Wildschokolade ausgesprochen erdig und würzig mit dezenten Anklängen von Trockenfrüchten.

Geschmacklich entfalten sich zu Beginn sehr nussige und süße Aromen. So ist vor allem Haselnussnougat mit Karamellnoten und süßer Sahne schmeckbar. Anschließend treten milde Lakritz-, Blumen- und Fruchtaromen hervor. Im Abgang ist eine ganz schwache Pfefferschärfe zu spüren. In aromatischer Hinsicht erreicht die Wildschokolade zwar keine Höchstleistungen, sie ist aber dennoch sehr gut gemacht. Besonders die angenehmen nussigen und karamelligen Aromen stechen hervor. Gleichzeitig weist sie einen positiv-intensiven Schokoladengeschmack auf, den man in dieser Art auch vom seltenen Porcelana-Kakao kennt. Sie kann mit den zwei vorher vorgestellten Regenwaldschokoladen sehr gut mithalten. Probieren lohnt sich auf jeden Fall, zumal mit dem Kauf jeder Tafel Regenwaldschutz mitsamt der Bewahrung einer historischen Kakaosorte aktiv gefördert wird.

Kaufen kann man die Schokolade am einfachsten über den Onlineshop des Regenwaldladens. Auch breitgefächrte Fairtrade-Geschäfte führen dieses Produkt in ihrem Sortiment.

 

Kakaoherkunft: Nordwest-Brasilien, Amazonas-Regenwald, Rio Purus, Arapixi, Kooperative COOPERAR

Kakaovarietät: Wildkakao, wahrscheinlich Varietät "Purus"

 

A) erdig, würzig, Trockenfrüchte 14/18

B) nussig, Haselnussnougat, Karamallanklänge, süße Sahne, Lakritze, leichte blumige und fruchtige Noten, leichte Pfefferschärfe im Abgang 42/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) sehr gut 18/18

F) sehr gut: aufwändiges Naturschutzprojekt 4/4

G) Gesamturteil 6/6

Gesamtpunkte: 90/100

 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladenblogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann. Am leichtesten bekommt man die Schokoladen direkt über die eigenen Onlineshops der Unternehmen oder in bestimmten Fairtrade- oder Schokoladenfachgeschäften.