Hacienda Betulia - Highlight-Schokoladen aus Kolumbien

In Sachen Nachhaltigkeit und klimaschützender Bodiversität in Verbindung mit einem einzigartig schmeckendem Kakao sind die einheimischen Betulia-Varietäten aus Kolumbien zweifellos eines der bedeutendsten und vielversprechendsten Kakao-Highlights des Jahres, das ich lange in Erinnerung behalten werde.

Die aus diesen seltenen, weißen Edelkakaos kürzlich hergestellten Single-Plantation-Schokoladen, die ich vorab getestet habe, sind meiner Meinung nach sowohl geschmacklich hinsichtlich ihrer komplexen und würzig-fruchtigen Aromenprofile als auch aufgrund ihrer perfekt gelungenen Schmelzeigenschaften, in die höchste Topliga der weltbesten Ursprungs-Schokoladen einzustufen.

Genauer gesagt handelt es sich um drei besondere, sortenreine und einheimische Kakao-Varietäten (B6, B8, B9), die auf der familiengeführten Kakaofarm "Hacienda Betulia" vom Schweizer Christian Vélez (im nordwestlichen Kolumbien in der Provinz Antioquia) mit nachhaltigen und wissenschaftlichen Agroforst-Methoden angebaut werden. Die Bezeichnung "Betulia" ist auf die langjährige Tradition der Einheimischen, den örtlichen Kakao so zu nennen, zurückzuführen. Denn das Gebiet um die Kleinstadt Maceo, wo sich die ökologisch ausgerichtete Farm befindet, ist eine Region mit langer Kakao-Tradition. So ist es kein Zufall, dass nämlich an diesem Ort ältere Bäume, die ungewöhnlich weiße Blüten und helle Kakaobohnen haben, gefunden wurden.

 

Der Schweizer Unternehmer, der mit seiner Firma "Exalos" hauptberuflich im Bereich innovativer Laser-Technologien (Superlumineszenzdioden) tätig ist, gründete dieses Unternehmen gemeinsam mit seinem Cousin Juan Pablo.

Als Kakaobauer und Schokoladenproduzent erfüllte sich der Halb Schweizer mit kolumbianischen Wurzeln seinen größten Traum, dem er mit viel Leidenschaft nachgeht. Bis vor wenigen Jahren wurde das Gebiet um die kolumbianische Stadt Medellin noch von Rebellen der Guerillabewegung FARC-EP streng kontrolliert. Inzwischen hat sich dort die politische Lage entspannt. Umso erfreulicher ist deshalb die Tatsache, dass die fruchtbaren, biodiversen und gleichzeitig erstaunlich schadstoffarmen Böden (niedrige Kadmium- und Blei-Konzentrationen) der Region um Antioquia nahezu gefahrlos für den Anbau von hochwertigem Edelkakao genutzt werden können.

Über die Hacienda Betulia gibt es auch eine empfehlenswerte Video-Reportage, die durch ihre lebendigen Bilder einen knappen, aber anschaulichen Einblick in die naturverbundene Lebens- und Arbeitsweise auf der kolumbianischen Kakao-Farm gewährt.

 

Hacienda Betulia in Kolumbien - nachhaltige Plantagen-Edelschokoladen aus einheimischen, sortenreinen und biologisch angebauten Betulia-Kakaos

 

Das Kakao-Projekt hat vor 7 Jahren begonnen - nach mehreren Jahren harter und aufwändiger Arbeit gab es 2018 zum ersten Mal eine größere Ernte mit insgesamt 3 Tonnen Kakao, die eine weitere Optimierung der Fermentationsverfahren sowie die erstmalige Herstellung einer eigenen selbstgemachten Feinschmecker-Schokolade in der Züricher Bean-to-Bar Manufaktur von "Taucherli" ermöglichte. Mit der Unterstützung des Freundes Kay Keusen, dem die kleine Produktionsstätte in der Schweiz gehört, hat Christian Vélez aus allen drei Betulia-Kakaos jeweils eine sortenreine 72-prozentige Dunkelschokolade in stark limitierter Auflage hergestellt. Von jeder der drei Kakao-Varietäten sind etwa 400 Tafeln entstanden, die man bequem über einen speziell darauf ausgerichteten Onlineshop kaufen kann. Jede einzelne Tafel ist mit ihrer eigenen Nummer versehen.

Das Besondere an den Schokoladen ist der bewusste Verzicht auf zusätzliche Kakaobutter sowie Emulgatoren wie Lecithine, was bei 72 Prozent Kakaogehalt eine technisch besonders große Herausforderung ist. Denn in den meisten Fällen wird es in der Schokoladenproduktion erst ab ca. 80 Prozent Kakaoanteil aufgrund des höheren Gesamtfettanteils, der von der Kakaobohne herrührt, einfacher, ohne ergänzende Kakaobutter auszukommen, ohne dass die Fließfähigkeit des Produkts beeinträchtigt wird. Christian Vélez gab mir selbst zu, dass es nicht einfach war, die gewünschten Schmelzeigenschaften im Endprodukt zu erreichen. Mehrere Temperierversuche waren notwendig, bis mit der idealen Temperatur der perfekte Schmelz erzielt werden konnte. Das Ergebnis kann meines Erachtens in dieser Hinsicht kaum besser sein. Übrigens: Die puristischen und handgemachten Plantagen-Schokoladen sind in punkto Zutaten Natur pur: nur Kakaomasse und Rohrzucker und sonst nichts. Die Hervorhebung der individuellen Aromen der Betulia-Kakaos hat oberste Priorität.

Bilder-Eindrücke von der "Taucherli" Bean-to-Bar - Manufaktur in Zürich:

Christian Vélez und Kay Keusen bei der Herstellung der Betulia-Schokoladen mit

Kakaobohnen aus der kolumbianischen "Hacienda Betulia"

 

Hacienda Betulia - Hochwertige Schokoladenaromen in Verbindung mit Regenwaldschutz

Es ist faszinierend, wie unterschiedlich die drei verschiedenen Kakao-Sorten in den drei separaten Schokoladensorten schmecken, wo es sich doch um die gleiche Plantage handelt, die mit nur 15 ha Anbaufläche eine relativ überschaubare Größe hat. Ohne zu übertreiben kann man intuitiv aus den vielschichtigen und milden Kakaoaromen schlussfolgern, dass dahinter eine hohe Biodiversität steht und es sich hierbei um ein ökologisch besonders aufwändiges Konzept handelt. Tatsächlich ist es auch so: Innerhalb des insgesamt 80 ha großen Familien-Landstücks befindet sich neben der organisch und in Mischkulturen geführten Kakaoplantage zusätzlich ein 30 ha großes, unberührtes und streng geschütztes Regenwaldreservat, welches mit der dort vorkommenden Vielfalt an einheimischen Tier- und Pflanzenarten einen aktiven Beitrag zum Natur- und Klimaschutz leistet. Interessanterweise gehört Kolumbien zu den weltweiten Spitzenreitern in der biologischen Vielfalt - 15 Prozent aller bekannten Arten sind in diesem Land in Südamerika vorzufinden. Im Verhältnis zur Fläche des Staates ist das Pflanzen- und Tierreichtum daher bemerkenswert hoch.

 

Europäische Bean-to-Bar Schokoladenhersteller zeigen großes Interesse am Betulia-Kakao:

Mark Schimmel von "Krak Chocolade" kreiert eine aromatisch beeindruckende B9-Betulia-Schokolade

 

Diesen Sommer wurden die besonderen Kakaobohnen zum ersten Mal nach Europa importiert, da die geerntete Menge ausreichend groß war und einige europäische Bean-to-Bar-Schokoladenhersteller ("Krak Chocolade" und "Chocolatemakers aus den Niederlanden, "Ara Chocolat" aus Paris in Frankreich, "Schokojungs" aus Deutschland) großes Interesse an den seltenen kolumbianischen Edelkakaos zeigten. In diesem Zusammenhang habe ich die vom niederländischen Chocolatier Mark Schimmel von "Krak Chocolade" kürzlich hergestellte Schokoladen-Interpretation aus der Betulia-Kakaosorte B9 probiert, die mich mit ihren komplexen Fruchtaromen geschmacklich sehr überzeugt hat. Gemessen am feinen und vielschichtigen Aromenspektrum sowie den gut getroffenen Schmelzeigenschaften sehe ich die Version des Niederländers qualitativ gleichauf mit der von Christian Vélez in Zürich hergestellten Betulia B9 Schokolade. Da es sich um ein Prototyp handelt, kann man allerdings das Produkt von Mark Schimmel im Gegensatz zu den Schokoladen von Christian Vélez käuflich noch nicht erwerben. 

 

"Cacao Betulia"-Schokoladen beim "Salon du Chocolat 2018" in Paris

 

Außerdem wird es die Möglichkeit geben, beim demnächst stattfindenden "Salon du Chocolat" in Paris in der Zeit vom 31. Oktober bis 4. November 2018 die limitierten Betulia-Schokoladen probieren und kaufen zu können. Das Projekt "Cacao Betulia" wird auf der weltberühmten Schokoladenmesse in Frankreichs Hauptstadt mit einem eigenen Stand (C53) durch Christian Vélez persönlich vertreten sein.

Bilder-Impressionen aus der "Hacienda Betulia" im nordwestlichen Kolumbien (Provinz Antioquia, östlich der Provinzhauptstadt Medellin): Farm-Gründer Christian Vélez und sein Cousin Juan Pablo, Betulia-Criollo-Kakaobäume und -früchte, tropisches Urwald-Reservat, Ernte- und Nacherntearbeiten

Interessante Fakten über die Hacienda Betulia:

 

Die ausschließlich mithilfe von nachhaltigen und ökologischen Methoden agierende Hacienda Betulia ist bislang die erste Kakaoplantage in der Region Antioquia, die ein offizielles Zertifikat im Rahmen des "Best Agriculture Practices" (BAP) Programms erhalten hat.

Nicht ohne Grund wurde genau dieses Gebiet als Standort für die Kakao-Plantage ausgewählt. Die Kadmium- und Bleiwerte sind hier die niedrigsten im ganzen Land. Besonders in Südamerika hat man nämlich in vielen Gebieten aufgrund der vulkanischen Böden mit hoher Schwermetallbelastung zu kämpfen. In Anbetracht der von der EU festgelegten Cadmium-Grenzwerte, die offiziell ab 2019 von den Kakao-Produzenten ausnahmslos eingehalten werden müssen, war daher die Entscheidung von Christian Vélez unter vielen Gesichtspunkten ein vernünftiger und strategisch gut überlegter Schachzug. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurden sogar agrarwissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, bevor mit den ersten Pflanzungen der Kakaobäume begonnen wurde. 

 

Soziale und finanziell faire Arbeitsbedingungen auf Hacienda Betulia

 

Auf der Hacienda Betulia arbeiten kolumbianische Bauern, Kunsthandwerker sowie Agraringenieure der renommierten Universidad Nacional de Colombia. Alle Mitarbeiter werden fair und sozial gut behandelt. Die Arbeitslöhne, die sie erhalten, bieten weit mehr als nur ein menschenwürdiges, existenzsicherndes Niveau. Deshalb sind die nachhaltigen Arbeitsbedingungen ebenso mit überdurchschnittlichen Sozialstandards versehen.

So werden auch die Böden auf der Plantage fair und mit Respekt für die Umwelt behandelt.

Für eine gleichbleibende Bodenqualität werden regelmäßige Bodenanalysen durchgeführt sowie ausschließlich biologischer Dünger verwendet.

 

Aufwändige Pfropfung jedes einzelnen Kakaobaums

 

Bisher wurden rund 11.000 Kakaobäume der Kakao-Sorten Betulia B6, B8 und B9 auf der 15 ha großen Plantage gepflanzt. Bevor man sich genau für diese Kakao-Varianten festgelegt hatte, wurden sorgfältige Untersuchungen in Bezug auf die genetischen und aromatischen Profile bei 20 in Frage kommenden Kandidaten gemacht. Eine sehr wichtige Rolle dabei spielte auch, dass nur lokale Kakao-Sorten in Betracht gezogen werden sollten. In diesem Zusammenhang machte man auch Genomanalysen, die erfreulicherweise eine hohe Resistenz gegen bekannte Kakao-Krankheiten attestierten.

Die Arbeit ist auf der Plantage sehr aufwändig und arbeitsintensiv, da jeder einzelne Baum gepfropft werden muss, um eine sortenreine Qualität zu gewährleisten. Die drei unterschiedlichen Edelkakaos wurden in abwechselnden Reihen gesetzt. Auch die Abstände zwischen den einzelnen Kakaobäumen sind besonders großzügig und aus ökologischer Sicht zur Vermeidung einer Bodenauslaugung sinnvoll abgestimmt worden. Um wegen des Nichtgebrauchs von Pestiziden auch das Risiko für Pilzerkrankungen weitgehend zu minimieren, hat man sich für ein Pflanzungsareal von 4 x 4 Meter pro Kakao-Baum entschieden. Im Vergleich zu den massenorientierten oder großflächigen Plantagen für die Großindustrie sind die Abstände deutlich größer.

Neben dem Kakaobaum befinden sich auf einer derartigen Fläche zusätzlich schattenspendende Bäume unterschiedlicher Gattungen. Der Anbau in Mischkulturen spielt eine bedeutende Rolle, weil er sich maßgeblich auf die Aromenbeeinflussung der Kakaofrüchte auswirkt. Dass es sich um besondere Kakao-Varietäten handelt, kann sehr einfach anhand der nahezu weißen Kakaobohnen erkannt werden. Alle gepflanzten Bäume werden individuell betreut, sodass sie über eine eigene Nummer verfügen, mithilfe derer alle essenziellen Informationen über Pflanzung und Klonung jederzeit geprüft werden können.

 

Wissenschaftlich fundierte Nachernteverfahren mit dem Ziel der Aromen-Optimierung

 

Auch die Nachernteverfahren wie die Fermentation und die Trocknung der Kakaobohnen werden mit viel Aufwand betrieben, um nichts dem Zufall zu überlassen. Mit der professionellen Unterstützung des auf diesem Gebiet spezialisierten Unternehmens "Zoto" aus Belgien wird eine einwandfreie Kakao-Behandlung unter anderem durch regelmäßige wissenschaftliche Messungen diverser Faktoren wie Temperatur und PH-Wert gewährleistet. Mithilfe derart präziser Kontrollmechanismen nutzt man z. B. die Möglichkeit durch eine kontrollierte Fermentation, besonders mild schmeckende Kakaobohnen zu produzieren, ohne dass der Anteil der gesunden Polyphenole allzu sehr verlorengeht. Nach der anschließenden Trocknung wird der Kakao in neutralen Beuteln gelagert. Auch in Bezug auf die Fermentationsanlage wurde penibel darauf geachtet, für die Konstruktion ein neutral riechendes Material wie das hierfür geeignete Sapan-Holz zu wählen, um geschmacksbeeinflussende Prozesse zu verhindern.

 

Vielversprechendes Kakao-Projekt mit enormem Potenzial

 

Wenn man bedenkt, dass nach nur sieben Jahren konsequenter, aber harter Arbeit auf der Hacienda Betulia, gleich die erste mengenmäßig ergiebigere Kakaoernte eine derart bemerkenswert hohe Geschmacksqualität in Form von besonders aromatischen und milden Schokoladen vorzuweisen hat, so ist es durchaus anzunehmen, dass wir in Zukunft noch viele hervorragende Jahresernten inklusive Weltklasse-Schokoladen von Christian Vélez's Plantage erwarten dürften.

Das schweizerisch-kolumbianische Kakao-Projekt befindet sich ohnehin erst am Anfang einer nachhaltigen und qualitativ vielversprechenden Reise, deren enormes Potenzial sicherlich noch längst nicht ausgeschöpft ist. Die nachhaltigen Ansätze spielen dabei ohne Zweifel eine Schlüsselrolle.

 

 

Schokoladentests: Betulia Plantagen-Schokoladen von der "Hacienda Betulia"

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

Cacao Betulia B9 72%

 

MHD Charge 01/09/2019

Tafel: 430/244

 

Kakaoherkunft: Kolumbien (Nordwesten), Provinz Antioquia, Gebiet östlich der Stadt Medellin, Hacienda Betulia

Kakaovarietät: lokale Kakao-Varietät Betulia B9, Albino-Parallelen mit Catongo-Kakao

 

A) Duftaromen: intensive Fruchtnoten (rote Trauben, Ananas, dezente Beeren-Akzente) 16/18

B) Geschmacksaromen: zu Beginn Noten von Mandeln mit dezenten Bitterakzenten inkl. Anklänge von Kefir, Kaffee, Nuss-Noten mit karamelligen und sahnigen Akzenten, inensive, saftige Fruchtaromen (Ananas, rote Trauben, Zitrusfrüchte, u. a. Limetten), Fruchtigkeit unterstützt von sahnig-mandeligen und grasigen Akzenten und Fruchtjoghurt, leichte Hopfen-Andeutung, fruchtig-sahniger Abgang mit leicht bitteren Grapefruit-Akzent, milder Nachgeschmack von Ananas 45/48

C) heller Albino-typischer Braunton 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse Betulia B9 (72%), Rohrzucker: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltiger, biologischer und qualitätsbewusster Kakaoanbau auf Hacienda Betulia; strenge wissenschaftliche und agroforstwirtschaftliche Methoden; besondere sortenreine Criollo-Varietät durch konsequente Pfropfung; vorbildliche Bean-to-Bar Produktion in Zürich 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 95/100

Fazit: Diese B9-Betulia Schokolade ist meiner Meinung nach ein Kakao-Prachtstück der besonderen Art, das ich jedem leidenschaftlichen Schokoladen-Liebhaber ans Herz lege. Auf einem derart hochwertigen Niveau gibt es weltweit noch nicht so viele exzellent schmeckende Plantagen-Schokoladen. Ihr doppeltes Spiel - einerseits ein eleganter Grundgeschmack und andererseits komplexe Fruchtaromen mitsamt dezent bitteren Nebennoten - spiegelt ein interessantes Aromen-Profil wieder. Auch ihr besonders hellbraunes Erscheinungsbild, das farblich einer Milchschokolade gleicht, ist auf den lokalen Albino-Kakao Kolumbiens zurückzuführen.

Die fruchtigen Aromen hier sind insofern einzigartig, da sie im Gaumen den Eindruck erwecken, als ob man tatsächlich saftige Früchte probieren würde, die im Mund zerlaufen. Eine solch gustatorische Erfahrung hatte ich bisher bei keiner anderen fruchtbetonten Schokolade. Ihre angenehme, nahezu süffige Fruchtigkeit mit prägnanten Noten von Ananas, roten Trauben und Zitrusfrüchten wird auf eine sehr harmonische Weise von mandeligen, grasigen, sahnig-joghurtigen sowie dezent bitteren Noten unterstützt. Hervorzuheben sind auch ihre perfekt gelungenen Schmelzeigenschaften ohne zusätzlichen Kakaobutter-Einsatz, die sie weder zu langsam noch zu schnell im Gaumen wegschmelzen lassen. Die "Betulia B9" ist bisher mein persönliches Kakao-Highlight des Jahres und deshalb aktuell in meinem internationalen Schokoladen-Ranking verdient an erster Stelle. Internationale Anerkennung im Rahmen eines bedeutenden Schokoladenwettbewerbs hätte sie als eine der aktuell bestschmeckendsten Schokoladen auf jeden Fall verdient. Die saftig-fruchtige und gleichzeitig mandelige Delikatesse, die von dezenten, aber angenehmen Bitterakzenten begleitet wird, ist definitiv ein Must-Try. Die limitierte Auflage besteht nur aus insgesamt 430 Tafeln. Da sie so gut schmeckt, wird die kleine Charge höchstwahrscheinlich schon bald ausverkauft sein. Wenn sie weg ist, werden wir uns leider etwas gedulden müssen und auf die nächste Jahresernte im Jahr 2019 warten müssen.

 

Cacao Betulia B8 72%

 

MHD Charge 01/09/2019

Tafel: 425/215

 

Kakaoherkunft: Kolumbien (Nordwesten), Provinz Antioquia, Gebiet östlich der Stadt Medellin, Hacienda Betulia

Kakaovarietät: lokale Criollo-Varietät Betulia B8

 

A) Duftaromen: pfeffrig-würzige Noten, fermentierte Fruchtakzente (rote Früchte), grasige Kräuternoten 15/18

B) Geschmacksaromen: zuerst nussige und sahnige Andeutungen, feine Blumennote mit Butterbiskuit-Aroma als Basis inkl. dezenter Akzente von Kräutern, Gräsern, fermentierten Trauben und Gewürzen (Pfeffer, Paprika), fruchtig-würziger Nachgeschmack mit langanhaltender leichter Schärfe 45/48

C) heller Criollo-typischer Braunton 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse Betulia B9 (72%), Rohrzucker: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltiger, biologischer und qualitätsbewusster Kakaoanbau auf Hacienda Betulia; strenge wissenschaftliche und agroforstwirtschaftliche Methoden; besondere sortenreine Criollo-Varietät durch konsequente Pfropfung; vorbildliche Bean-to-Bar Produktion in Zürich 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 94/100

Fazit: Auch die "Betulia B8" ist eine aromatisch bemerkenswert interessante Schokolade, die unter Feinschmeckern hohe Anerkennung verdienen sollte. Kennzeichnend für diesen Criollo-Typ ist ihr blumig-würziger Aromenschwerpunkt, der von einer geschmacklichen Basis aus Butterbiskuit mit Noten von Nüssen, Gräsern und Pfeffer sowie Paprika getragen wird. Auch verfügt sie über leichte Fruchtanklänge, die in Form von fermentierten Trauben zur Geltung kommen. Da es sich auch bei dieser Sorte um eine stark limitierte Auflage von nur insgesamt 425 Tafeln handelt, sollte jeder/e, der an der Schokolade interessiert ist, schnellstmöglich zugreifen. Denn wenn sie weg ist, ist sie weg.

 

Cacao Betulia B6 72%

 

MHD Charge 11/11/2019

Tafel: 388/5

 

Kakaoherkunft: Kolumbien (Nordwesten), Provinz Antioquia, Gebiet östlich der Stadt Medellin, Hacienda Betulia

Kakaovarietät: lokale Kakao-Varietät Betulia B6, Albino-Parallelen mit Catongo-Kakao

 

A) Duftaromen: milde und elegante Fruchtnoten (gelber Früchte-Mix, Beeren), dezent nussig-karamellig 15/18

B) Geschmacksaromen: zu Beginn geröstete und karamelisierte Nüsse mit Nougat-Akzent, leicht blumig, milde, feine Fruchtnoten (grüne Äpfel, Pfirsich(joghurt), Nektarinen, Wassermelone) mild-nussiger Abgang mit leichten Salzgebäck-Anklängen 45/48

C) heller Criollo-typischer Braunton 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse Betulia B9 (72%), Rohrzucker: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltiger, biologischer und qualitätsbewusster Kakaoanbau auf Hacienda Betulia; strenge wissenschaftliche und agroforstwirtschaftliche Methoden; besondere sortenreine Criollo-Varietät durch konsequente Pfropfung; vorbildliche Bean-to-Bar Produktion in Zürich 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 94/100

Fazit: Im Gegensatz zur "Betulia B9", die von allen drei Betulia-Kakaos die saftigsten und komplexesten Fruchtaromen besitzt, ist "Betulia B6" weniger rassig im Geschmack, aber dagegen eleganter und ausgewogener ausgebaut. Ihr nussig-karamelliger und leicht blumiger Aromenschwerpunkt wird von feinen, gut ausbalancierten Fruchtnoten begleitet. Ihre zarte Fruchtigkeit zeigt sich in Form von grünen Äpfeln, Pfirsichen, Nektarinen und Wassermelonen - unterstützt von leichten Joghurt-Anklängen. Im Gesamtbild kommt hier etwas deutlicher ein purer und milder Schokoladencharakter zum Vorschein, den man in diesem Stil mehr oder weniger vom venezolanischen Porcelana kennt. Da hiervon nur insgesamt 388 Tafeln hergestellt wurden, sollte man nicht zu lange zögern, wenn man sie probieren möchte. Da die Betulia-Schokoladen demnächst beim Pariser "Salon du Chocolat" einem breiteren Publikum präsentiert werden, ist es nicht auszuschließen, dass die Tafeln anschließend wie heiße Semmeln weggehen werden.

 

Krak Chocolade (Mark Schimmel)

Cacao Betulia B9 - 70%

 

Kakaoherkunft: Kolumbien (Nordwesten), Provinz Antioquia, Gebiet östlich der Stadt Medellin, Hacienda Betulia

Kakaovarietät: lokale Criollo-Varietät Betulia B9

 

A) Duftaromen: intensive Fruchtnoten (milde Beeren, Trockenfrüchte), Joghurt- und Nuss-Akzente 16/18

B) Geschmacksaromen: zu Beginn Noten von gerösteter Nüsse mit Karamell, süßer Butter und leichten Fruchtjoghurt-Anklängen, intensive Fruchtnoten (rote Beeren, v. a. Himbeeren, Johannisbeeren, Preiselbeeren, Waldfrüchte, Zitrusfrüchte), fein-fruchtiger Abgang mit Anklängen von Waldfruchtjoghurt, leichte Grapefruit-Bitternote im Nachgeschmack 45/48

C) heller Criollo-typischer Braunton 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaomasse Betulia B9 (70%), Rohrzucker: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltiger, biologischer und qualitätsbewusster Kakaoanbau auf Hacienda Betulia; strenge wissenschaftliche und agroforstwirtschaftliche Methoden; besondere sortenreine Criollo-Varietät; vorbildliche Bean-to-Bar Produktion in den Niederlanden 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 95/100

Fazit: Die "Betulia B9" Schokolade von Mark Schimmel ist ebenso eine geschmackliche Meisterleistung, die der Züricher Version von Christian Vélez qualitativ in nichts nachsteht. Zwar handelt es sich auch bei der Interpretation des niederländischen Chocolatiers um eine fruchtbetonte Schokolade, allerdings kommen hier andere Fruchtaromen schwerpunktmäßig zum Vorschein. Ihre intensive, langanhaltende Fruchtigkeit wird vor allem von roten Beeren (Himbeerem, Johannisbeeren, Preiselbeeren), Waldfrüchten und Zitrusfrüchten geprägt, die in einem harmonischen Zusammenspiel von leichten Joghurt- und Karamell-Akzenten eine besonders probierenswerte Kakaostudie ergeben. Auch diese Tafel hat eine außergewöhnlich helle Farbe, die vortäuscht, eine Milchschokolade zu sein. Für mich ist es eigentlich keine Überraschung, dass die Betulia-Schokolade von Mark Schimmel so gut gelungen ist, wo doch der Niederländer für sein Weltklasse-Können im Bereich Single-Origin-Kakao bekannt ist. Schade ist nur, dass die Schokolade im Onlineshop von "Krak Chocolade" für Kunden noch nicht verfügbar ist. In meinem Fall handelte es sich nämlich um einen Prototypen, den ich zum Testen erhalten habe.

 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladenblogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller. 

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann. Für deutsche Kunden sind die limitierten Criollo-Schokoladen von der Hacienda Betulia über den "Onlineshop" des Schweizer Schokoladenunternehmens "Cacao Betulia" erhältlich. Die Betulia-Schokolade B9 von Mark Schimmel ist noch nicht im Onlineshop von "Krak Chocolade" verfügbar, was sich möglicherweise in Kürze ändern wird.